Wer sich an der Lebenswirklichkeit orientiert, tut meist das Richtige, ist aber oft allein. Denn bei entscheidenden Fragen rennen häufig fast alle in die falsche Richtung – ohne zu überlegen. Sobald diese die Fehler realisieren, rennen sie plötzlich auf die Gegenseite, meist aus falschen Motiven.

So erleben wir es gegenwärtig: In den letzten Jahrzehnten hat man die Armee leichtsinnig abgebaut und die Verteidigung geschwächt.

Jeder Schweizer ist wehrpflichtig. Doch diese allgemeine Wehrpflicht besteht nur noch auf dem Papier. Allzu viele machen keinen Militärdienst. Das schwächt die Armee.

Jetzt plötzlich ist Krieg. In der Ukraine. Jetzt erschrecken all die Armee-Abschaffer. Jetzt gilt plötzlich das Gegenteil: Man will eine Armee, ruft nach Waffen und beteiligt sich an fremden Kriegen.

Am einfachsten scheint es, das Militär-Budget schnell zu erhöhen. Doch der Wiederaufbau der Armee ist nicht bloss eine Frage des Geldes. Wir könnten gerade vom Ukraine-Krieg lernen. Dort wurden als erstes alle jungen Männer eingezogen, denn zur Verteidigung braucht es viele Soldaten.

Das Gelände spielt für den Verteidiger eine entscheidende Rolle. Es gilt daher: Der Angreifer braucht sechsmal mehr Soldaten als der Verteidiger.

Jene, die bislang sagten, wir bräuchten keine Armee und diese am liebsten abgeschafft hätten, drängen heute in den Krieg. Aber sie vergessen den Wert und den Schutz der immerwährenden, bewaffneten, umfassenden Neutralität.

Dabei kann man auch neutralitätswidrig handeln, indem man eine Kriegspartei aushungert. Solche Sanktionen sind ein Kriegsmittel.

Da heult nun die Schweiz mit den Wölfen. Sie ist so plötzlich eine Kriegspartei geworden. Und sie hat leider die Möglichkeit preisgegeben, einen Frieden im Ukraine-Krieg zu vermitteln.