Berlin verzeichnet einen dramatischen Anstieg antisemitischer Vorfälle. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 1383 Vorfälle gemeldet – ein Rekordwert, seit die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) 2015 dies dokumentiert. Besonders häufig traten antisemitische Inhalte mit Bezug zu Israel auf, die 71,6 Prozent der Fälle ausmachten.

Hauptsächlich betroffen waren die Bezirke Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg. Die Eskalation des Nahostkonflikts nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 gilt als Auslöser für den Anstieg. Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde, kritisierte «No-go-Areas» für Juden in Berlin.

Neben Beleidigungen und Anfeindungen im Netz stieg die Zahl antisemitischer Gewaltakte: 23 Angriffe, 37 Sachbeschädigungen und zwei Vorfälle extremer Gewalt wurden registriert. Besonders alarmierend sind Angriffe auf jüdische Einrichtungen und Denkmäler. In Bildungseinrichtungen wurden 74 Vorfälle gezählt, darunter 27 an Schulen.

Die Polizei spricht von einer zunehmenden Polarisierung, die Rädelsführer schüren. «Antisemitismus wird alltäglich», warnte Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei. Jüdische Gemeinschaften fordern stärkeren Schutz und gesellschaftliche Unterstützung.