Der britische Premierminister Boris Johnson ersuchte «die G-7-Staaten vergeblich, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen». Die BBC konstatierte sein Scheitern vor fünf Jahren, als Johnson noch Aussenminister war und zu Recht für ein härteres Auftreten gegenüber Russland plädierte.

Leider wurde er nicht ernst genommen, und das ist kein Zufall.

Denn Johnson ist ein brillanter, mitunter charismatischer Innenpolitiker, aber die Diplomatie ist nicht seine Stärke. Das zeigt sich jetzt wieder im Ukraine-Konflikt: Zwar lässt Boris Johnson erneut die Muskeln spielen, denn Grossbritannien ist auf keine russische Energieversorgung angewiesen. Das Vereinigte Königreich verfügt zudem, neben Frankreich, als einziges westeuropäisches Land über Nuklearwaffen.

Aber wirklichen Einfluss vermag Johnson auf der internationalen Bühne dennoch nicht zu nehmen.

Der Franzose Emmanuel Macron und der Türke Recep Erdogan sind die Vermittler, die auf die Protagonisten im Ukraine-Krieg allenfalls einwirken. Kommt dazu, dass das britische Aussenministerium mit Elizabeth Truss derzeit schlecht bestückt ist. Sie wollte in den Tagen vor der Invasion in mangelhaft vorbereiteten Gesprächen den russischen Aussenminister Lawrow einschüchtern – doch dieser machte sich lustig über sie. Denn Truss hatte nicht begriffen, dass die Gebiete Rostow und Woronesch nicht zur Ukraine gehören und damit unbestrittener Teil Russlands sind.

«Global Britain» lautet die Devise von Johnsons Aussenpolitik. Bis jetzt wurde sie höchstens in Friedenszeiten gehört.

Die 3 Top-Kommentare zu "Boris Johnson und seine Rolle im Ukraine-Krieg: Wie geschickt schlägt sich der britische Premierminister als Aussenpolitiker?"
  • giorgio1954

    Dieser Krieg in der Ukraine war vermutlich in der geopolitischen Strategie der Amerikaner eingeplant, wenn nicht sogar absichtlich herbeigeführt. Es war ein Fehler der Deutschen, nach Putins Rede im Deutschen Bundestag 2001, nicht auch die Hand zu reichen. Man stelle sich ein geeintes Europa vor von Portugal am Atlantik durch ganz Sibirien bis ans Japanische Meer. Es wäre eine Grossmacht, eine Supermacht, welche den USA und Chinesen militärisch, wirtschaftlich und politisch überlegen wäre.

  • fredy bgul

    MI6 war etwas diskreter als der CIA aber beide zusammen haben ganz bestimmt den Info-Krieg gewonnen. Er wird in die Schulbücher eingehen. Wie auf dem Pausenplatz drängt man mit einem Schauspieler / Komiker einen Schüler immer mehr in die Defensive bis dieser aus schierer Ohnmacht zuschlägt. So muss man selber nur Intrigieren aber ganz wenig investieren. All die westlichen Handybesitzer hat man mit Hollywood und Disneyworld auf Oberflächlichkeit getrimmt. Klappt wie gewünscht.

  • schellabergerbua

    Super geschrieben. Danke! Das Volk ist in breiter Masse einfach zu dumm.