Die zwei Toten in der Gletscherspalte waren nur leicht bekleidet. Sie trugen Turnschuhe und T-Shirts. Sie wollten auf den Mont Blanc, den höchsten Berg Europas. 4808 Meter über Meer.
Den Gipfel teilen sich die französischen Gemeinen Chamonix-Mont-Blanc und Saint-Gervais-les-Bains. Auch Courmayeur im italienischen Aosta-Tal, wo man Französisch spricht, erhebt Anspruch auf die Spitze.
Doch der kleine Grenzverkehr der Seilbahnen auf die Aiguille du Midi (3800 Meter) verläuft reibungslos. Hier beginnt der finale Aufstieg.
Mit Ultra-Trails und anderen sportlichen Grossveranstaltungen frönen Courmayeur und Chamonix dem Mythos Mont Blanc. Der Massen-Alpinismus floriert.
Die Bürgermeister von Courmayeur und Chamonix kennt kein Mensch. Jener von Saint-Gervais-les-Bains hingegen ist weltberühmt: Jedes Jahr macht Jean-Marc Peillex mit seinen Vorschlägen zur Rettung der Alpen Furore.
Kaum waren die jüngsten Leichen geborgen, machten sich erneut sechs Leichtsinnige in kurzen Hosen und Turnschuhen auf den Weg: Man fasst es nicht, erzählte Peillex im Fernsehen. Ein Mexikaner, ein bisschen schneller zu Fuss als seine Gefährten, wollte nicht warten und ging vor. Als Letztere den Gipfel erreichten, war er verschwunden.
Seit Jahren schmilzt am Mont Blanc der ewige Schnee. Riesige Brocken aus Eis und Fels donnern ins Tal. Jährlich steigt die Zahl der Toten. Selbstmordkandidaten nennt Peillex die Gipfelstürmer und will, dass sie fortan für ihren Leichtsinn nicht nur mit dem Leben bezahlen. 15.000 Euro sollen sie hinterlegen – im Voraus. 10.000 für die Bergung. 5000 für die Beerdigung.
Nur: Peillex weiss genau, dass sein Vorschlag keine Chance hat. Er ist illegal. Und Chamonix wie Courmayeur dagegen. Um eine Grundsatzdebatte gehe es ihm.
Aber gibt es überhaupt ein einziges Argument zur Rechtfertigung des sommerlichen Irrsinns am Mont Blanc?
Der Bürgermeister könnte den Zugang zum Berg recht einfach unterbinden. Wo in der Sommerhitze Brände drohen, verbieten seine Kollegen im Süden den Aufenthalt im Wald.
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So rottet sich Dummheit selbst aus.
Ein pfiffigen Kopf dieser Gemeindevorsteher.
Herzlichen Dank für meterweise uebelste Werbung (als Abonnent). Der Text ist treffend, die leidtragenden sind die seriösen Bergsteiger und Führer, welche Nachlässigkeiten nicht zulassen.
Lasst der Natur ihren Lauf. Jeder der da oben bleibt macht hier unten weniger CO2. Keine Rettung oder Bergung für Glücksritter oder Adrenalinjunkies. Wenn schon Abenteuer und Risiko, dann gefälligst ohne gesellschaftliches Sicherungsnetz oder unsichtbare Mami/ Papi-Hand von Helikopter-Staat.
Im Prinzip hat er recht.
Es wird immer skrupulöser. Jetzt versuchen Politiker sogar in das Privatleben der Menschen einzugreifen. Selbst als Alpinist und auch andersartige Sportler üben ihre Leidenschaft auf eigene Verantwortung aus. Insbesonders Alpinisten sind nebst einer privaten Versicherung zusätzlich noch als Gönner bei der REGA. Leider gibt es verschiedene Gedankenlose inkl. Politiker. Wäre für mich ganz neue Erkenntnisse, wenn der Staat ausser nur nehmen, Kosten für ein entstandenes Verhängnis aufkommen müsste.
Die Idee ist richtig. Wir könnte das gleiche mit der Masseneinwanderung machen: Wer immer einen Ausländer in die Schweiz bringen will muss ein Depot von 50'000 Franken hinterlegen. Dieses wird aufgelöst, falls der Ausländer innerhalb der ersten drei Jahre armengenössig wird.
Super Vorschlag!
Ich denke, dass dieser Schritt wunderbar ist, um jeden Idioten zu verhindern, der Alterskomplexe auf dem Berg schwitzend behandelt. Lassen Sie ihn 15.000 im Voraus bezahlen, und lassen Sie ihn dann nach dem Stein aufwertz graben. Wildziegen werden diesen Schritt sehr danken.
Dieser Bürgermeister hat da nicht ganz Unrecht! Denn einer der Gründe, weshalb sich diese Menschen - auch die Varianten-Skifahrer, die alle Warnungen in den Wind schlagen - all die Risiken eingehen, ist folgender: Sie gehen davon aus, dass sie im Fall eines Unfalles gerettet werden. Deshalb tragen Varianten-Skifahrer ja auch Ortungsgeräte mit sich (was die "Selbstverständlichkeit" der Rettung beweist). Was wäre wohl, wenn es keine Rettung gäbe, sondern nur noch Einsammeln der Leichen im Mai?
Ja, ja, der Bünzli hier wird es wissen... Bestens informiert mit billigen Sensations-Nachrichten der Weltwoche (ob über Putin oder jetzt dem Bergsteigen). Es gibt Zehntausende Varianten-Skifahrer im Winter, die Unfälle werden pro Sportler immer seltener. Die meisten sind bestens ausgerüstet. Die Ortungsgeräte sind dazu da, dass die Kollegen einem sofort ausgraben können. Bis die Rega da ist, wären mindestens die Hälfte der Verschütteten tot. Aber Sie wissen es ja besser...
Billige Sensations-Nachrichten der Weltwoche? Warum befinden Sie sich denn überhaupt auf WW geschätzte/r MWb? Ja klar, weil es Sie natürlich es sind, der es tatsächlich besser weiss. Dieses Allwissen ist Ihnen von Herzen zu gönnen!
Ich bin Tourenskifahrer und Bergsteiger und ich befasse mich schon länger mit den Risiken. Ich informiere mich über die Lawinengefahr und beobachte, wie die Leute sich verhalten. Ausser an wenigen Orten nahe von Bergbahnen, verhalten sich die Leute recht vernünftig. Wie viel Gedanken haben Sie sich darüber gemacht?
'Gibt es überhaupt ein einziges Argument zur Rechtfertigung des sommerlichen Irrsinns am Mont Blanc?' Wieviele Opfer gab es in der Schweiz wegen Menschen, die nur damit angeben wollen, dass sie das Matterhorn oder sonst einen Berg 'bezwungen' hätten. Ohne Vorbereitung, Training, Kenntnisse und richtiger Ausrüstung bringen diese Hirnlosen all jene, die zu ihrer Bergung aufgeboten werden, in Gefahr. Das einzig Richtige wäre, dass man nur MIT Bergführer 3+4000er erklimmen darf.
Vielleicht bringt die EU ja einmal die von Ihnen herbeigesehnten zusätzlichen Vorschriften und Verbote...
Irgendwie verstehe ich diesen Bürgermeister. Leider ist es so, dass für die Kopflosigkeit und den Leichtsinn vieler Menschen meistens die Gemeinschaft solidarisch aufkommen muss.
Das eben ist die Frage: Muss sie aufkommen? Klar deklarieren: Keine Hilfe bei Leichtsinn!
Der Bürgermeister hat einen liberalen Vorschlag, der darauf abzielt, dass jeder die Kosten selbst bezahlt. Alternativ sollte auch eine entsprechende Versicherung anerkannt werden. Anti-liberal ist hingegen der Vorschlag von Herr Altwegg, das Problem mit Verboten zu lösen. Der Staat hat weder bei Corona, Genussmitteln noch bei irgendwelchen Freizeitaktivitäten die Aufgabe, sich um ein möglichst langes Leben der Menschen zu kümmern.
Solch ein Quatsch! Die Erben müssen ja dann für die Bergung und Beerdigung geradestehen!
Nee, das ist kein Quatsch. Wissen Sie, ob die Erben Geld haben? Schlagen diese das Erbe aus, weil nichts zu holen ist, müssen sie die anfallenden Kosten auch nicht übernehmen. D.h.: Der Steuerzahler, also auch Sie, werden zahlen.
Sie haben natürlich recht; die Möglichkeit der Erbausschlagung habe ich nicht bedacht! Danke für die Korrektur.
Bitte sehr! Leute, die einen Fehler zugeben können, verdienen Respekt👍🏻😊. Das ist das, was jenen in Bern fehlt😉. Deshalb = null!
Wenn die Heerscharen von Deutschen, Briten, Amis und anderen Flachländern unsere Alpen erklimmen, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Sie haben oft schlicht keine Ahnung was sie erwartet. Mit Tennisschuhen oder Flipflops und Bierbauch auf den grossen Mythen scheint mir risikoreicher als eine Besteigung der Anapurna durch einen Spitzenbergsteiger. Die Verinstagramung unserer Welt hat diese im Oberstübli Schwachmöbelierten noch dümmer und ignoranter gemacht.
Der Bürgermeister muss nur sagen, dass auf auf dem Berg ein Corona-Virus gesehen wurde, dann bleiben die meisten Deutschen vor Angst weg.
Die Bierbäuche haben die polternden Weltwoche-Leser wohl eher als die Touristen, die extra für den Sport in die Alpen reisen.
Mir persönlich sind beide Touristentypen gleich lieb.
Ansonsten ist es eine falsche Vorstellung zu glauben, Sporttouristen leben gesünder als Bierbauchtouristen.
Eine große deutsche Krankenkasse hatte eine Studie (Teilnehmer 6.000 Personen) durchführen lassen, um zu untersuchen wie sich regelmäßigen Laufen auf die Gesundheit dieser sportlich aktiven Personen auswirke.
Ergebnis der Studie: Zwei Drittel der Leute, die regelmäßig größere strecken laufen schaden damit ihrer Gesundheit.
Wandern ist bestimmt gesünder als Langstrecken-Laufen (ich nehme an, hier ist Jogging gemeint). Joggen ist es eine hohe Belastung für die Gelenke und die Sehnen, vor allem, wenn man nicht langsam aufbaut. Generell auf Sport (in vernünftigem Rahmen angemessen auf die eigenen Fähigkeiten) gibt es wohl keine Studien, die einen Gesundheitsvorteil für die Bierbäuche findet.
Man muss halt einen Zaun um den Mont Blanc bauen, dann ist das Problem gelöst.
Ein wirklich genialer Vorschlag.....