Nur eine akute Notlage wie derzeit in der Ukraine kann eine Radikalkur und Reform eines Steuersystems erzwingen. Es ist doch erstaunlich, dass das ukrainische Parlament mitten im Krieg eine Steuerreform durchpauken konnte. Auch in Kriegszeiten muss ein Staat so weit wie möglich funktionieren, und er muss die Löhne seiner Beschäftigten bezahlen. Die 2022 in der Ukraine eingeführte Umsatzsteuer führt zwar zu Ungerechtigkeiten, aber sie ist offensichtlich der einzige Weg, damit die Regierung überhaupt noch Steuern einziehen kann.

Die vielen Ausnahmen und Optimierungsmöglichkeiten des Schweizer Steuersystems verursachen einen hohen Administrativaufwand, der volkswirtschaftlich keinen Mehrwert bringt, sondern unsinnige Belastungen verursacht. Unser Steuersystem ist derart kompliziert und von derart vielen Sonderinteressen geprägt, dass eine Reform politisch unmöglich geworden ist.

Ein Grundfehler unseres Steuersystems besteht darin, dass ein Teil der Sozialpolitik, die Umverteilung, auf der Einnahmenseite des Staates erfolgt. Damit wird das Ausmass der Umverteilung vernebelt. Dazu gehören auch die progressiven Steuertarife. Die Umverteilung sollte ausschliesslich über die Staatsausgaben erfolgen. Nur dann können die Sozialausgaben in ihrer vollen Tragweite auch statistisch erfasst und allenfalls korrigiert werden.

Erst wenn die Sozialpolitik aus dem Steuersystem verbannt wird, kann eine Vereinfachung unseres Steuersystems überhaupt in Angriff genommen werden. Werden die Abzüge fallengelassen, dann muss logischerweise auch der Steuersatz reduziert werden.

Eine besonders hohe Hürde stellen dabei die abzugsfähigen Beiträge für die Altersvorsorge dar. Man könnte deren Abzugsfähigkeit zwar aufheben und dafür die später ausbezahlten Renten von der Einkommenssteuer befreien.

In der Schweiz würde ein solches Vorgehen aber wohl auf politischen Widerstand stossen, denn damit würde die Steuerbelastung für die aktiven Beitragszahler vorerst zunehmen und erst nach vielen Jahren, bei der Pensionierung, zu einer Entlastung führen. Leute, die ihre Rente nicht mehr erleben, wären die Geprellten. Ein Vorstoss im Schweizer Parlament, die AHV-Renten steuerfrei auszubezahlen, ist jedenfalls gescheitert.

Und so werden wir uns wohl weiter durch das Dickicht des Steuerdschungels wursteln, stundenlang Steuerbelege zusammentragen und Formulare ausfüllen müssen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Das Schweizer Steuersystem ist über Jahrzehnte gewachsen. Eine Reform zur Vereinfachung erscheint politisch unmöglich. Warum?"
  • gonzo der grosse

    Mir ist das Steuersystem und die damit verbundene Umverteilung eigentlich Wurst, wenn diese der benachteiligten eigenen Bevölkerung zu Gute kommt. Aber es werden Millionen ins und für das Ausland und für das Asylwesen verpulvert. Ich arbeite nicht gerne für Fremde.

  • gonzo der grosse

    Doch für alle Asylanten und sonstiger Kleti und Pleti. Habe noch nie einen Asylbewerber oder Migranten gesehen, der in Lumpen herumlaufen muss. Neueste Sneakers usw. Vor 50zig Jahren gab es noch Schweizer Familien die waren wirklich Mausarm und mussten bei der Gemeinde für eine. Sack Kartoffeln anstehen.

  • Edmo

    Unser Steuersystem erfüllt seinen Zweck perfekt. Es vermeidet jegliche Transparenz und gibt Heerscharen von Leuten in unserem aufgeblähten Behördenapparat täglich das gute Gefühl, besonders wichtig zu sein. Daneben können unzählige Treuhänder, Revisoren und Bankangestellte auf stetig sprudelnde Erträge oder einen auf Ewigkeit gesicherten Job zählen. Natürlich wird uns der gigantische Leerlauf als eine Art alternativlose Gerechtigkeitsmaschine verkauft.