Letzte Woche lediglich 50, nunmehr zusätzlich 300 genehmigte Visagesuche. So wenige Einreisegenehmigungen hat Grossbritannien bisher an Ukrainer erteilt, die in dem Land Zuflucht suchen möchten. Mehr noch: Hunderte stecken in Calais fest, etliche wurden an die Botschaften in Brüssel und Paris verwiesen, um dort einen regulären Visumantrag einzureichen. Was für viele dieser Menschen in der Not unzumutbar erscheint. Im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten tun sich die Briten schwer mit der humanitären Aufnahme ukrainischer Gestrandeter.

Diese Hartherzigkeit mag Aussenstehenden unverständlich erscheinen, sie folgt indes der restriktiven Politik von Innenministerin Priti Patel. So hat die Ministerin gleich zu Beginn ihrer Amtsübernahme vor drei Jahren gegenüber den Asylsuchenden in den Camps rund um Calais und Dünkirchen eine harte Linie gefahren. Diese versuchen zwar nach wie vor in kleinen Booten über den Ärmelkanal nach Grossbritannien zu gelangen. Doch einmal angekommen, erleben alles andere als eine Willkommenskultur, manche werden gar gleich zurückgeschickt. In diesem restriktiven Kontext sieht sich Priti Patel in einer Zwickmühle: Wie soll sie gegenüber den Ukrainern eine Grosszügigkeit zeigen, die sie gegenüber Migranten aus anderen Konfliktgebieten wie Syrien oder Libyen vermissen lässt? Oder anders gefragt: Wie lässt sich einem Syrer erklären, dass seine Not weniger ans Herz geht als diejenige einer Ukrainerin?