Es gibt so Termine im politischen Berlin, da hält die Welt den Atem an, wenden sich Zeiten, müssen Geschichtsbücher neu geschrieben werden.

An diesem Samstag (23. Juli) ist so einer: «Bildtermin anlässlich des Hissens der Regenbogenfahne vor dem Bundeskanzleramt durch den Chef des Bundeskanzleramts Wolfgang Schmidt» steht da in der offiziellen Terminvorschau des Bundespresseamts.

Damit das «Hissen der Regenbogenfahne» möglich wurde, hat die Bundesinnenministerin eigens die Flaggenverordnung geändert, die sonst nur Nationalflaggen und solche multinationaler Organisationen (zum Beispiel EU oder Uno) neben der der deutschen Flagge zulässt, damit kein munteres «Wettflaggen» der umtriebigsten Lobbygruppen vor Regierungsgebäuden aufgezogen wird.

In Zeiten, da Privates noch privat war, durfte jeder nach seiner Fasson selig werden.

Heute hat Sex ein Hoheitszeichen, das nicht nur für Toleranz und Mitgefühl steht, sondern für eine mitunter aggressive Bewegung, die dem Rest der Gesellschaft Sprach- und Schreibregeln vorgeben, die biologischen Geschlechter als vermeintlich transphob überwinden und dem Land einen Geschlechtseintrag nach Gusto im Pass bescheren will.

Einwände?

Abgelehnt: Wer Minderheit ist und betroffen, braucht keine Mehrheiten.

Demokratie als Purzelbaum.

«Küsse unterm Regenbogen, die bringen Glück …», sang eine gewisse Manuela schon 1965.

Ob Kanzlerschaften unterm Regenbogen auch Glück bringen, wird sich zeigen.

In der repräsentativen Demokratie darf jeder Politiker selbst entscheiden, wen er repräsentiert und wie sichtbar.

«Diiiiee Augen links! Hisst Flagge!»

Ralf Schuler war mehr als zehn Jahre Leiter der Parlamentsredaktion von Bild und ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS. Er betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch „Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens“ ist im Fontis Verlag, Basel erschienen.