Der Euro ist hinter der Kurve. «Behind the curve» nennen Analysten es, wenn jemand wie beim Autorennen zurückfällt.

Der Franken dagegen ist einsam auf einer langen Geraden, in der er die Geschwindigkeit sogar noch erhöhen könnte.

Das Schöne an diesem Bild ist, dass es Dynamik beinhaltet. Es ist die Augenblicksaufnahme eines Rennens, bei dem es keine Sieger gibt, und nur ganz selten fährt einer endgültig gegen die Wand.

Für den Euro heisst hinter der Kurve sein, dass er nach der Biegung wieder Fahrt aufnehmen wird.

Die weltwirtschaftlichen und politischen Verwerfungen und die ewige Untätigkeit der Europäischen Zentralbank führten zu einem Vertrauensverlust und begünstigten den Verfall der EU-Währung.

Inzwischen agieren die US-Notenbank und ihr europäisches Pendant im Gleichschritt und schrauben die Zinsen nach oben. Der Druck, der aus dieser Richtung auf dem Euro lastet, nimmt ab.

Wegen des um fast 20 Prozent gefallenen Euros können die europäischen Exporteure ihre Waren erheblich günstiger auf dem Weltmarkt anbieten als die Unternehmen, die im US-Dollar-Raum produzieren.

Investitionen in den Euro-Raum werden für Amerikaner aufgrund des starken US-Dollars lohnender.

All dies stärkt am Ende den Euro. Es sind dies die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft.

Der Franken dagegen fährt ein einsames Rennen: Er ist der Spitzenreiter, den die Investoren lieben.

Nur was das der Schweizer Industrie bringt, weiss keiner so genau. Die anderen Rennteilnehmer sind sich deswegen einig: Wir können ihn ziehen lassen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Der Euro steht vor der Aufholjagd, aber den Franken lässt er ziehen: Was bedeuten die turbulenten Währungs-Dynamiken für Marktwirtschaft und Investoren?"
  • Albert Müller

    Ja, lasst den Franken ziehen. Das hält die Inflation in CH tief. Und in Kombination mit einer fast zweistelligen Inflation im Euroraum bewirkt dies, dass die Schweizer Produkte eben doch attraktiv sind auf dem Weltmarkt, da sie weniger schnell teurer werden. Die Schweizer können Gott danken, das wir den CHF haben. Denn der Euro ist ein Fehlkonstrukt, da die EU keine Fiskalunion ist. Die Produktivitäts-Unterschiede und die massive Schuldenwirtschaft im Süden werden den Euro zerreissen. Leider.

  • Edmo

    Bei 9% Inflation und 1.75% Zinsen wird der Euro schneller wegschmelzen als die Gletscher in der Schweiz. Werden die Zinsen von der EZB auf ein gescheites Mass erhöht, muss die Hälfte der EU-Länder Insolvenz anmelden. Der Euro war vom ersten Tag an eine krasse Fehlkonstruktion. Er ist nicht behind the curve, sondern fliegt wegen zerschlissener Reifen und blockiertem Getriebe mitten aus der Kurve ins Kiesbett.

  • beograd

    Der Euro steht vor der Aufholjagd? LOL! Und was ist die Basis für diese Aufholjagd? Etwa Wert und die Kraft der Wirtschaft in der EU Zone? Oder wieder mal diese kranke Finanz-Spekulationen die Europa bodigen? Oder...wird die Druckmaschine wieder im Gang gesetzt? Es ist lächerlich über eine Währung die sie in der Aufholjagd befindet, wenn die Länder die das benützen bald klinisch tot sind. Euro wird kolabieren früher oder später. Ein Finanz-Sarg ist längest gezimmert worden.