Mit der «Kursk-Offensive» hat die Ukraine erstmals seit Ausbruch des Kriegs mit regulären Teilen ihrer Truppe russisches Gebiet angegriffen. Zuvor war es nur zu vereinzelten Aktionen von Freiwilligen gekommen.

Die ukrainische Armee drang in der Region Kursk über dreissig Kilometer weit vor. Die Offensive soll laut der ukrainischen Seite zu einer Destabilisierung des Gegners führen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, der Schlag sei eine Reaktion auf den Beschuss der ukrainischen Region Sumy seit Juni. Man wolle die russischen Truppen aus dem Grenzgebiet verdrängen.

Russland hat den Vormarsch als «Provokation» und «terroristischen Akt» bezeichnet und wirft der Ukraine vor, auch zivile Ziele auf russischem Boden zu attackieren.

Strategieexperten bewerten die Auswirkungen der Offensive unterschiedlich. Eine These besagt, die Ukraine wolle Russland damit zwingen, Truppen aus dem Donbass abzuziehen, um die Region Kursk zu verteidigen. Andere Beobachter glauben, es sei bei dem überraschenden Vorstoss vor allem darum gegangen, Stärke zu zeigen.

Auch aufgeführt wird ein möglicher Zeitgewinn. Die russische Armee auf eigenem Gebiet zu beschäftigen, könne der Ukraine die Gelegenheit verschaffen, die Lage im Osten des eigenen Landes unter Kontrolle zu bringen.

Bei seinen politischen Verbündeten scheint Selenskyj Unterstützung zu geniessen. Das US-Aussenministerium bezeichnete die Reaktionen von Russland auf die Offensive als «übertrieben», nachdem dieses die Souveränität der Ukraine verletzt habe.

Auch die EU liess verlauten, bei einem Angriffskrieg habe das verteidigende Land das Recht zu Gegenschlägen auf dem Gebiet des Angreifers.

Russland hat bereits erklärt, nun gehe es nicht mehr nur darum, die bisher anvisierten Ziele zu erobern. Man müsse nun auch in weitere Gebiete der Ukraine vordringen und einen «bedingungslosen Sieg» erringen.