Die Welt, so schrieb Hemingway, zerbreche jeden, und nachher seien viele an den gebrochenen Stellen stark. Aber die, die nicht zerbrechen wollten, die würde sie töten. Sie töte die sehr Guten und die sehr Feinen und die sehr Mutigen. Ohne Unterschied. Joan Didions Welt zerbrach mehrmals, zum ersten Mal in der Pubertät und zum allerletzten Mal vor ein paar Tagen, aber sie war immer wie all jene, die sich von der Welt nicht zerbrechen lassen wollten.
Keine und keiner vermochte es, so in die Bruchstellen des Lebens zu leuchten wie Didion. Und so schrieb diese feingliedrige Person, die stets aussah wie ein Vögelchen, das zu früh aus dem Nest gefallen ist, über den amerikanischen Traum und den grossen Schatten, den er warf, berichtete von all den strauchelnden Träumen und unerfüllten Sehnsüchten, über all die Kreise in einem Leben, die sich nie schliessen, und das lebenslängliche Gefangensein in diesen Blasen und die Unfähigkeit, durch die schmale Öffnung sich selbst zu entkommen.
Sie schrieb darüber, wie dieser «American way of life», diese fast schon kindliche Zuversicht, dass am Ende alles nicht nur gut, sondern sogar noch besser werden würde, aus Menschen Psychopaten macht, Vergewaltiger, Verblendete. Über all diese Soziopathen, deren Lebensgefühl von Paranoia genährt wurde, und all diese Verlorenen, diesem Strandgut, das an den gesellschaftlichen Küsten ziellos und faulend umhertrieb. Und sie schrieb darüber, wie die Sonne Kaliforniens Seelen bleicht und da und dort verbrennt. Sie war ein bisschen Hunter S. Thompson und Tom Wolfe, diese Begründer des New Journalism, nur war sie viel, viel feinfühliger und stärker in ihrer Verletzlichkeit. Und nie versuchte sie, mit Affektiertheit der Leere des Seins zu entfliehen.
Die Hippiekultur und ihr «Love, Peace and Happiness», das war für sie eine Fantasie von unglücklichen Kindern, entsprungen einer Gesellschaft, die ihre urwüchsige Kraft von einst, die sie ein Land besiedeln liess, nur noch in die Gestaltung ihrer Vorgärten steckte und jeden dieser Gärten, der nicht der kollektiven Vorstellung entsprach, mit ihren Füssen platt trampelte. Das Absurde daran war, dass die amerikanische Gesellschaft der Illusion aufsass, ihre Vorgärten seien immer noch das Land, in dem sie all das finden würden, was sie suchten; Freiheit und Wohlstand und Sicherheit und Gott.
Sie tat das nie mit dem Pathos der grossen Worte, sie erzählte einfach, still und leise fast, zögerlich und zerbrechend, nie schloss sich der Kreis komplett, was umso mehr ein Schaudern verursacht. Das Erstaunliche daran ist, dass sie ein Outlaw war und doch in der gehobenen Kleinbürgerlichkeit und ihren Wünschen zu Hause. Mit ihrem Mann, dem Schriftsteller John Dunne, und ihrer Adoptivtochter lebte sie in kleinen Häuschen einen kleinen amerikanischen Traum. Sie entkam ihm und sich selbst nur, wenn sie über den Verlust ihrer grossen Träume schrieb und darüber, was übrigbleibt, wenn ein Leben zusehends traumloser wird.
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„Der Charakter, also die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, ist die Quelle des Selbstrespekts.“
Joan Didion
Genau das ist es, was man braucht, um mit der politisierten Corona Hysterie und Angstmacherei
umzugehen: Selber denken und handeln, ob geimpft oder nicht.
Mit "Panic in the Needle Park" hat Joan Didion und ihr Ehemann schon 1971 ein Drehbuch für das New Yorker Drogenelend geschrieben, was in Zürich 15-20 Jahre später berühmt wurde durch seinen Needle Park. Doch Zürich bekam sein Problem dank einer fortschrittlich denken rotgrünen Regierung wieder in den Griff, während in den USA immer mehr Menschen auf dem Boulevard of broken dreams am American Dream zerbrechen. Von Mai 2020 bis April 2021 gabs in den USA erstmals über 100'000 Drogentote.
Welch ein wunderschöner Nachruf.