Die Sommerhitze treibt viele Menschen in die Berge. In Verbindung mit dem generellen Trend in Richtung Wandern und Alpinismus führt dies in diesen Tagen zu Stossverkehr auf so manchen Routen – und zu schweren Unfällen.
Allein im Alpstein-Gebiet im Appenzellischen ereigneten sich seit Juni fünf tödliche Unfälle – zuletzt stürzte eine Mutter (31) mit ihrer fünfjährigen Tochter auf einer vermeintlich einfachen Route in den Tod. Die Unfallanalyse führt immer wieder zum selben tragischen Resultat: Die Leute unterschätzen die Route – und überschätzen ihre eigene Bergtauglichkeit. Und weil seit der Pandemie immer mehr Menschen das Wandern entdeckt haben, sind Leute unterwegs, die man früher nie im alpinen Gelände angetroffen hätte.
Diese Feststellung macht auch Art Furrer. Der 85-jährige Walliser, der alle Schweizer Viertausender erklommen hat und auch die höchsten Gebirge auf den anderen Kontinenten aus eigener Erfahrung kennt, nennt die vier wichtigsten Tipps für Sicherheit am Berg:
1. Immer auf die eigenen Füsse schauen. Dies wurde uns schon in der Bergführer-Schule 1959 eingetrichtert. Nur wer genau sieht, wohin er tritt, hat einen sicheren Stand. Es kann fahrlässig sein, wenn man den Blick über die Landschaft schweifen lässt. Ausserdem gilt: Der Abstieg ist viel gefährlicher als der Aufstieg – weil man vom Berg wegschaut und bei einem Misstritt oft ins Leere stürzt.
2. Entscheidend ist die richtige Ausrüstung – und besonders eine griffige Sohle an den Wanderschuhen. Es bringt nichts, wenn man teure Schuhe trägt, die eine untaugliche Sohle haben. Derzeit kommt erschwerend dazu, dass die Hitze zu grossen Staubablagerungen führt. Und auf Steinen kann dies ähnlich glitschig werden, wie wenn sich im Winter eine Eisschicht bildet.
3. Ein jäher Wetterwechsel kann alles verändern. Und in diesem Sommer sind starke Gewitter relativ häufig. Wer in die Berge geht, muss den Wetterbericht genau studieren.
4. Die Selbstüberschätzung ist oft auf eine Fehlinterpretation der eigenen physischen Fähigkeiten zurückzuführen. Wer in die Berge geht, muss eine gute Kondition mitbringen. Übung macht den Meister. Und eine gute Vorbereitung ist die beste Lebensversicherung.
Ich bin im Alpstein eine vierstellige Anzahl Kilometer gewandert und vorne keine eins. Lieblingsstrecken x-fach. Es ist von der Topographie her ein Traumgebiet. Und ja, es gibt Stellen, die keine Fehler erlauben. Dessen muss man sich einfach bewusst sein, wenn man dorthin geht. Man sollte vernünftig ausgerüstet sein, wissen, was man kann und was nicht, sich von einfach zu schwieriger vorwagen. Aber einen Unfall ausschliessen kann man nicht, das kann jedem passieren, auch dem besten Berggänger.
In der NZZ wurde die vermutliche Absturzstelle mit einem Foto gezeigt. Blick auf den See. Ich bin überzeugt, dass die Wanderer beim Fotografieren den Hang runter gestürzt sind. Viele sind nur noch wegen Fotos für die sozialen Medien unterwegs und deswegen unkonzentriert und unterschätzen die Plötzlichkeit der Gefahr. Tipp Nr. 5: Geniessen nicht fotografieren!
Danke für ellenlange Inserts. Aber der Ratgeber ist perfekt.