Bei der Credit Suisse (CS) kommt es zum Wechsel an der operativen Spitze, CEO Thomas Gottstein tritt ab, Ulrich Körner, der in CS und UBS bereits mehrere Positionen versehen hat, tritt den Posten an. Gleichzeitig gab die CS einen Verlust fürs erste Semester 2022 von knapp 1,9 Milliarden bekannt.

Substanz kostete einmal mehr das Investment-Banking, dessen Geschäftsweise ursprünglich mit der Credit Suisse First Boston in die Bank kam. Es bindet viel Kapital, stellt durch die hohen Management-Abgeltungen einen schweren Kostenblock dar und ist zum Teil schwer kontrollierbar.

Die Credit Suisse war schon um die Jahrtausendwende ein fast nicht beobachtbares Objekt. Auch heute ist das Unternehmen so komplex, dass es von aussen schwierig zu beurteilen ist.

Warum garantieren denn die Corporate-Governance-Regeln nicht eine einigermassen wirksame Kontrolle des Managements durch den Verwaltungsrat? Die CS hat ja die Corporate Governance ausgeklügelt nach dem Stand der Kunst formuliert. Siehe Vergütungsbericht.

Die Resultate sprechen dagegen. Die Regeln dienen offenbar eher zum Verwischen von Verantwortung, weil immer Spezialgremien für Einzelthemen teilverantwortlich sind.

Und damit niemand wirklich. Im Quartalsbericht steht überall «wir», «wir weisen einen Verlust aus von …». Wer ist «wir»?

Und ein Detail sticht ins Auge: Verwaltungsrats-Präsident Axel Lehmann sagt in der CS-Mitteilung mit Blick auf den neuen CEO: «Es freut mich, Ueli als unseren neuen Group-CEO willkommen heissen zu dürfen.» Er nennt den in Deutschland geborenen Ulrich Körner im offiziellen Auftritt Ueli, wiederholt.

Das erweckt öffentlich den Eindruck, da seien Kumpels zusammen, alles locker. Die unterschiedlichen Rollen von Verwaltungsrat und Management kommen jedenfalls von aussen gesehen nicht zum Ausdruck.