Politik und Sport sollte man nie vermischen. Dies proklamiert die Fifa; auf diesen Standpunkt stellt sich auch der Schweizer Verband.

So verzichtete er auf einen Machtkampf in der Diskussion um die Menschenrechte – und legte die Regenbogen-Kapitänsbinde mit der Aufschrift «One Love» in die Kleidersammlung. An vorderster Front in der Debatte: Captain Granit Xhaka.

Der Schweizer Rädelsführer mit albanisch-kosovarischen Wurzeln war es auch, der vor dem Duell mit Serbien ankündigte, dass er den Ball flach halten und auf politische Provokationen verzichten werde.

Es waren leere Worte. Nach dem Schlusspfiff streifte sich Xhaka das Trikot mit dem Namen Jashari über – angeblich, um seinen jungen Teamkollegen Ardon Jashari zu würdigen, den er «ins Herz geschlossen» habe.

Doch die Erklärung hinkt. In serbischen Kreisen weckt der Name Jashari vor allem Erinnerungen an Adem Jashari, den kosovarischen Freiheitskämpfer, der gegen Serbien in die Schlacht zog und seit seinem Tod im Kosovo als Märtyrer verehrt wird.

Mit anderen Worten: Xhaka machte exakt das, was er unterlassen wollte – und brach damit sein eigenes Versprechen.

Es ist nicht der Moment dafür, mit der Moralkeule zu winken. Am Dienstagabend trifft die Schweiz im Achtelfinal auf Portugal. Gewinnt sie, zieht sie erstmals seit 1954 unter die besten acht der WM ein. Es wäre ein sporthistorisches Ereignis – und für Granit Xhaka die optimale Gelegenheit, sich als würdiger Captain zu erweisen.