Sonst beklagen sie immer die mangelnde soziale Durchlässigkeit, und wenn es dann auch mal Menschen aus bildungsfernen Schichten in den Bundestag schaffen, ist es auch wieder nicht richtig …

Die Hamburger Grünen-Abgeordnete Emilia Fester (25), sonst eher bekannt durch alberne Tiktok-Tanzvideos aus dem Reichstagsgebäude, wurde dieser Tage von dem Wissenschafts-Youtuber Mirko Drotschmann alias «MrWissen2Go» gefragt, wer 1871 deutscher Reichskanzler wurde.

Ratlosigkeit machte sich breit.

Auch der Hinweis, dass ein Hering nach ihm benannt sei, half der Hamburgerin nicht über die Bildungshürde. Erst als der Fragesteller noch ein «B» als Hinweis anbot, kam sie drauf. Ein Hering als Eselsbrücke für «MrsUnwissen2Go». «Der Bismarck?», fragte sie. Und dann blamierte sie sich erst richtig: «Ach was, wirklich? Der war Kanzler? (…) Witzig, okay.»

Das Parlament soll ein Spiegel der Gesellschaft sein, und auch ein IQ auf Zimmertemperatur hat da seine Berechtigung.

Im Grunde ist Fester allerdings nur konsequent: Nachdem ihre frühere Parteichefin und jetzige Bundesaussenministerin Annalena Baerbock das «Bismarck-Zimmer» im Auswärtigen Amt (AA) kurzerhand in «Saal der deutschen Einheit» umbenennen liess, muss man als Grüner auch nicht mehr wissen, wer Bismarck war. Schliesslich gehört bei den Grünen eine gewisse Geschichtslosigkeit offenbar zum Programm. Anders ist nicht zu erklären, warum das AA vor dem G-7-Treffen der Aussenminister ausgerechnet das Friedenskreuz im Ratssaal von Münster abhängen liess, das für einen der wohl grössten diplomatischen Erfolge der deutschen Geschichte, den Westfälischen Frieden, steht.

Deshalb gab auch Fester noch mal richtig Gas und wusste auch auf die Frage, woran Georg Elser im November 1939 scheiterte (trotz Stichwort «Bürgerbräukeller») keine Antwort. Und beim Gründungsjahr der Bundesrepublik schwankte sie zwischen 1945 und 1946. Immerhin das richtige Jahrhundert. Können wir gerade noch gelten lassen …

Fester, die offen zu ihrer Bisexualität steht und schon öffentlich klagte: «Ich opfere auch meine Jugend für diesen Job» (aktuelle Diät: 10.323,29 Euro plus 4418,09 Euro Aufwandspauschale), verlor damit nicht nur den Wissenstest gegen zwei Kollegen von SPD und AfD, sondern zieht damit einmal mehr auch das Image jener Bundestagsabgeordneten mit nach unten, die sich aufräufeln für ihren Wahlkreis und nicht wie die Ex-Kindertheater-Regieassistentin Fester über die Liste als Volksvertreter qualifiziert wurden.

Man könnte nun trefflich darüber streiten, ob die ahnungslose Tiktokerin damit für die neue Generation einer mehr und mehr migrantischen Gesellschaft steht, in der historische Wurzeln keine Rolle mehr spielen oder der bewusste Verzicht auf Realitätsbezug in der Kappung der wirtschaftlichen Basis durch die Energiepolitik der Grünen ihre Fortsetzung findet. Oder ob Haltung das politische Leergut der Zukunft ist: Immerhin kommen offenbar jene, die jederzeit «gegen rechts» zu kämpfen vorgeben, gut ohne das Wissen über jene aus, die dafür ihr Leben liessen.

Fragen über Fragen, die wir auf Tiktok mal fröhlich betanzen sollten …

Ralf Schuler ist Politikchef der Vius SE und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Die grüne Bundestagsabgeordnete Emilia Fester wusste nicht, dass Bismarck 1871 deutscher Reichskanzler wurde: Schwamm drüber oder Staatsaffäre?"
  • Ernemann7b

    Hört mir auf mit der Fester. Erst den Bundestag belogen und sonst, dumm, wie Bohnenstroh.

  • Maiskolben

    Wie gesagt: Grüne und Bildung passen genauso gut zusammen wie der aufrechte Gang zur Schildkröte

  • dorst

    Mittlerweile wär mir ein Einstellungengstest für Politiker lieb. Es geht hier schlicht um politisches Interesse, welches eine BT-Abgeordnete habe sollte.