In diesen Tagen könnte man von einem «goldenen Herbst» sprechen. Bereits der Oktober hatte sich angefühlt wie eine Verlängerung des Sommers. «Schön» könnte man dieses Wetter nennen – wenn der Wahn zur politischen Korrektheit nicht schon die Wettervoraussagen erreicht hätte wie das Tief über der Biskaya die verdutzten Sonnenanbeter im Juli.

Die Süddeutsche Zeitung erkundigt sich bei Özden Terli, Wettermoderator im ZDF. Terli sagt: «Was ist denn schön daran, wenn draussen alles gelb ist vor Trockenheit und die Bäume leiden?» Deshalb wolle er Wetterphänomene «kontextualisieren» und sie angesichts der Evidenz des menschengemachten Klimawandels in einen grösseren Zusammenhang stellen. Es reiche nicht mehr, während Hitzetagen zu sagen: «Juhu, wir gehen alle ins Schwimmbad!»

Tatsächlich ist die Welt nicht mehr so einfach. Dies hat der Schweizer Meteorologe Jörg Kachelmann als einer der Ersten bemerkt. Der Neuen Zürcher Zeitung sagt er: In seiner fast vierzigjährigen Tätigkeit habe er es immer vermieden, von schönem Wetter zu sprechen – er finde dies geradezu dumm. Bei seiner Arbeit im Toggenburg und im Appenzellerland hätten sich die benachbarten Bauern über die Unterländer aufgeregt, die im Radio «schönes Wetter» herbeigesehnt hätten, während die Bauern dringend Regen benötigt hätten. Deswegen habe in seiner Firma die Doktrin gegolten, das Wetter nicht zu werten.

Hat Kachelmann recht? Vielleicht – wenn man es spitzfindig nimmt. Der meteorlogische Laie wünscht sich dennoch die guten alten Zeiten zurück. Damals war das Wetter schön, wenn die Sonne schien – und es war schlecht, wenn es regnete. Oder um es mit den Muotathaler Wetterschmöckern zu halten: «Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert das Wetter – oder es bleibt, wie es ist.»