Da stand der damalige Bundespräsident im Schneegestöber vor dem Nordportal des Lötschbergtunnels neben einem Tannenbaum und zählte auf, wem er die Äste des Bäumleins widme. Es wirkte wie eine Parodie auf Neujahresansprachen von Bundesräten.

Mit Schaumflöckchen vor dem Munde schrie er seine Rede förmlich in die Kamera, kniff dabei die Augen zusammen, als habe er Mühe, die Sätze vom Teleprompter abzulesen. Seine Gestik, welche die gehaltvollen Worte unterstreichen sollte, wirkte gestelzt und etwas unbeholfen. Der Griff nach den Ästen gelang nicht immer.

Die NZZ machte sich noch viele Jahre später über diese Ogi-Rede lustig: Man habe nicht immer begriffen, worum es bei dieser Ansprache gegangen sei, man sei jedoch ergriffen gewesen, entgeistert und habe am Ende kaum noch gewusst, wie einem geschah. In der Tat.

Nun hat der pensionierte Magistrat in einem Interview mit der NZZ durchblicken lassen, dass der Chefredaktor des Schweizer Fernsehens dies damals nicht senden wollte, weil es schlicht zu peinlich war. Doch Ogi beharrte darauf, dass die Ansprache genau so ausgestrahlt werden sollte, und bereut den Entscheid bis heute nicht: Es sei die einzige bundesrätliche Neujahrsansprache, an die man sich bis heute erinnere, gab der bald 80-jährige Alt-Bundesrat zu verstehen.

Typisch Ogi eben: Authentisch bleiben, selbst wenn es weht tut.