Der St. Galler Fussballklub SC Brühl kickt im Mittelfeld der Promotion League. Er ist eine Art FC St. Pauli der Schweiz. Während der FC St. Gallen im kommerziellen Sport aktiv ist, spielt Brühl die Rolle des ewigen Underdogs, und seine Fans gelten als tendenziell links.

Bei der Partie gegen den Nachwuchs des FCSG spendierte der Hauptsponsor des SC Brühl kostenlos Würste und Bier. Weil der Andrang gross war, bat er seinen persönlichen Gast, bei der Ausgabe zu helfen.

Dabei handelte es sich um einen Profi: Die Gastwirtin Esther Friedli, Nationalrätin der SVP und derzeit Kandidatin für den freigewordenen St. Galler Ständeratssitz.

Seit der Partie muss sich Christoph Zoller, Präsident des SC Brühl, gegen Kritik wehren. Die Brühl-Anhänger sind überzeugt, Friedli sei des Wahlkampfs wegen vor Ort gewesen. Und das ausgerechnet bei einem linken Club.

Zoller stellte daraufhin klar: Friedli war als Privatperson dort. Sie verteilte keine Wahlflyer und hielt auch keine Pausenansprache. Dafür sprang sie freiwillig hinter dem Tresen ein.

Die Aufregung bleibt gross. «Was hätte wohl Paul Grüninger dazu gesagt?», twitterte ein GLP-Politiker umgehend. Denn der SC Brühl spielt im Paul-Grüninger-Stadion, benannt nach dem legendären Retter Tausender Juden im 2. Weltkrieg.

Vermutlich hätte er gar nichts dazu gesagt. Warum sollte er auch? Esther Friedli war dem allgemeinen Wissensstand nach nicht an der Judenverfolgung vor achtzig Jahren beteiligt.

Viel eher hätte das FDP-Mitglied Grüninger wohl Mühe damit, von intoleranten Linken noch nach seinem Tod politisch instrumentalisiert zu werden.