Inzwischen sind es nicht nur nationalistische Telegram-Kanäle, die in Russland für die Mobilmachung und das Kriegsrecht trommeln.

Auch der Duma-Abgeordnete Michail Scheremet sprach sich für eine unverzügliche Mobilmachung aus, anders seien die militärischen Ziele nicht erreichbar.

Scheremet gehört der Regierungspartei an und sitzt im Parlamentsausschuss für Sicherheit und Korruptionsbekämpfung. Sein Ruf kommt also mitten aus der herrschenden Klasse.

Zögert Putin, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen?

Oder sollen Äusserungen wie die von Scheremet nur die Öffentlichkeit vorbereiten?

Fragen von Journalisten, inwieweit Russland noch über genügend Soldaten in der Ukraine verfüge, verwies Putins Pressesprecher an das Verteidigungsministerium.

Am Dienstag unterstrich er, eine Mobilmachung stehe «derzeit» nicht zur Debatte, obwohl im Westen von einer erfolgreichen Ukraine-Offensive die Rede ist, vom «Wunder von Charkiw».

Der russische Staat demonstriert business as usual. Als sei nichts vorgefallen.

Offiziell hiess es, die russischen Truppen hätten sich umgruppiert. Alle Ziele der «speziellen Militäroperation» blieben in Kraft.

Die TV-Propagandisten feiern die Luftschläge gegen ukrainische Infrastruktur; der Generalstabs-Sprecher Igor Konaschenkow leiert wie zuvor die Zahl der zerstörten ukrainischen Technik herunter.

Doch die wachsende Kritik ist unüberhörbar: Mehrere Dutzend Kommunalpolitiker aus Moskau und Sankt Petersburg haben Putin in offenen Briefen und Videos zum Rücktritt aufgefordert.

Ein Teil der Unzufriedenheit lässt sich dem demokratischen Lager zuordnen; die überwiegende Mehrheit ist nationalistisch gesinnt und ruft nach einem Sieg, nicht nach Frieden.

Der Schriftsteller und einstige Putin-Gegner Sachar Prilepin fordert, angesichts des «antirussischen Kriegs der Nato» endlich selbst in den Kriegsmodus zu schalten. In bitteren Worten beschwert er sich über die Untätigkeit und das Zaudern der Militärführung und der Politik.

Wie es scheint, trifft er die Stimmung vieler.

Die 3 Top-Kommentare zu "Ukraine-Offensive verlaufe erfolgreich, vermelden westliche Medien. Die Russen ziehen sich zurück. Wie ist die Wahrnehmung in Moskau?"
  • tempelritter1947

    Kleine Korrektur. Die Krim war schon imme russisch. Sie wurde von dem Herrn Chruschtschow der damaligen "geschenkt". Chruschtschow war aber selber Ukrainer.

  • beograd

    Sie müssen lang auf diese " Generalmobilmachung" warten, Herr General. In diesem Krieg spielt es keine Rolle, ob die Ukrainer 50 Kilometer besetzt haben oder nicht. Dieser Krieg ist ein Stellvertreterkrieg zwischen Russland und Amerika/Grossbritannien mit dem Ziel, die EU und Deutschland zu zerstören. Je länger es dauert, desto mehr blutet die EU in jeder Hinsicht. Dieser Krieg für die Amerikaner darf nicht schnell enden, denn die Ziele rund um die EU sind noch nicht abgeschlossen.

  • thisa73

    Sie haben alle noch immer nichts begriffen!! Die Russen versuchen ALLES um zivile Verluste zu minimieren. Sonst wäre die Ukraine in 2 Wochen eingenommen worden mit immensen zivilen Opfern!! Und das da mal einer Aufräumt, die Labore und Menschenhandel enfernt war längst überfällig. Aber was solls, Sie wollen es einfach nicht begreiffen. Die Ukraine wird fallen, die EU und Washington DC hinter her... Es gibt kein Zurück mehr, ob Sie wollen oder nicht! Ich bin darauf vorbereitet, Sie auch?