Der Economist verteidigt Katar.

Das ist kein Witz, der Text ist tatsächlich «zur Verteidigung der Ausrichtung der Fussballweltmeisterschaft durch Katar» gedacht.

Der Economist schreibt wörtlich: «Das Land ist ein würdigerer Austragungsort für ein grosses Sportereignis als andere Gastgeber der letzten Zeit.»

Der Appell: «Verleumden Sie den Emir nicht.»

Zwar anerkennt der Economist die Probleme – dass Wanderarbeiter sehr schlecht behandelt werden, dass es weniger sexuelle Freiheit gibt als in westlichen Ländern, dass Katar keine Demokratie ist –, aber diese Aussagen treffen auch auf andere Länder zu, wie das Magazin schreibt. Es vergleicht Katar mit Russland, wo die letzte WM war. Oder China, wo die letzten Olympischen Winterspiele ausgerichtet wurden. Der Economist: «Tatsächlich ist Katar ein viel geeigneteres Land für die Ausrichtung eines grossen Sportereignisses als diese beiden Länder.»

Deswegen habe die Kritik des Westens an der Entscheidung, die Spiele an Katar zu vergeben, den Beigeschmack blinder Vorurteile. Ein Hauch von Rassismus durchwehten die Zeitungen: «Viele der empörten Experten klingen, als ob sie einfach keine Muslime oder reiche Menschen mögen.»

Katar möge keine Demokratie sein, so der Economist, aber es ist auch «kein verachtenswerter Despot», wie es in karikaturistischen Leitartikeln dargestellt wird. Verwiesen wird auf «eine Art von Wahlen», die «ohne jeglichen Druck des Volkes» eingeführt worden seien; auf den Nachrichtensender Al Dschasira, der offener sei als seine arabischen, russischen, chinesischen Konkurrenten.

Für den Economist betrachtet die Welt Wanderarbeiter in Katar «durch eine verzerrte Linse»: «Zum einen ist das Emirat offener für ausländische Arbeitskräfte als Amerika oder irgendein europäisches Land» – nur 12 Prozent der Bevölkerung sind Einheimische. Obwohl diese Migranten «manchmal misshandelt» werden, seien die Löhne, die die meisten verdienen, «lebensverändernd». Und: Der Entscheid, die Fussball-WM in Katar auszurichten, habe zu einer Verbesserung der Arbeitsgesetze geführt, steht anerkennend.

Die Behauptung, Katar ist ein Hort der Homophobie, findet der Economist irreführend: «Es stimmt, dass homosexueller Sex illegal ist, aber das gilt auch für jeden Sex ausserhalb der Ehe. Allerdings werden Verstösse gegen diese Gesetze nur selten strafrechtlich verfolgt. Und solche konservativen, aber selten durchgesetzten Gesetze sind in weiten Teilen der Dritten Welt und in fast allen muslimischen Ländern üblich. Katar sticht da kaum heraus.»

Der Bestechungsvorwurf möge zwar stimmen, aber es seien «keine eindeutigen Beweise» veröffentlicht worden.

Als stärkstes Argument nennt der Economist den Umweltschutz: «Angesichts der Überhitzung der Welt scheint es verrückt, Legionen von Spielern, Fans und Anhängern einzufliegen, um in neuen, klimatisierten Stadien auf einem mit entsalztem Wasser versorgten Rasen herumzulaufen.» Die Behauptung, die Veranstaltung wird kohlenstoffneutral sein, findet das Blatt «zweifelhaft». Aber relativiert: Dies sei ein Laster aller grossen Sportereignisse. Dank ausgeklügelter Technik sei die Kühlung der katarischen Stadien nicht so umweltschädlich, wie man vielleicht annehmen könnte. Und die 3,6 Millionen Tonnen CO2, die ausgestossen werden würden, machen nur 0,01 Prozent der weltweiten Emissionen in diesem Jahr aus.

Der Economist fasst zusammen: Wenn die Fifa nicht wolle, dass das Turnier abwechselnd in Finnland, Norwegen und Schweden stattfinde, könne sie es nicht immer an einem tadellosen Ort ausrichten. «Die Idee, die Weltmeisterschaft in die ganze Welt zu tragen, ist nur richtig.» Denn der Nahe Osten sei voller Fans, sei aber noch nie Gastgeber der WM gewesen, kein einziges muslimisches Land.

«Wenn die Weltmeisterschaft jemals an einem solchen Ort ausgetragen werden soll, ist Katar eine gute Wahl.»