Protestierende Kakaobauern in Belize oder nölende Würdenträger in Jamaika: Trotz tropischer Temperaturen weht dem Herzog und der Herzogin von Cambridge, William und Kate, auf ihrer Karibiktour ein kühler Wind entgegen.

Zwar ist die Grossmutter des Prinzen, Königin Elisabeth II., noch immer nominelles Staatsoberhaupt in acht Karibik-Staaten. Doch allerorts ist Opposition gegen die Royals spürbar. Da kann sich der gute William noch so löffeln und die angeblichen sowie die tatsächlichen Missetaten seiner Vorväter anprangern – alles vergeblich.

Ähnlich wie in der unmittelbaren Nachkriegszeit gehört es heute zum ceterum censeo der ehemaligen britischen Kolonien, auf Eigenständigkeit zu pochen und sich als Opfer des Kolonialismus zu generieren. Auch wenn die Queen kaum mehr konstitutionelle Macht ausübt, will man sie loshaben.

Anscheinend haben die Kolonialismus-Kritiker zweierlei vergessen: Kein einziger Staat ist seinerzeit mit der Unabhängigkeit im Paradies angekommen. Im Gegenteil: In Indien, Nigeria oder Kenia ist zeitweise das Chaos ausgebrochen. Diese Länder rangieren auf der Liste von Transparency International bis heute weit hinten.

So gesehen wäre es in diesen Ländern angezeigt, mit dem Staatsoberhaupt wenigstens auf einen sicheren Felsen in den politischen Unwettern zu setzen. Grossbritannien gilt noch immer als ein Vorbild politischer Stabilität und rechtsstaatlicher Prinzipien, was für viele sehr wohl wegweisend sein kann.

Einerlei, der krude Antikolonialismus führt dazu, dass das britische Staatsoberhaupt seine globale Bedeutung verlieren wird.