In einem vom Nebelspalter verbreiteten Video offenbarte Marc Walder, er habe seine Unterstellten im Verlag Ringier in der Covid-Pandemie auf einen regierungsfreundlichen Kurs eingeschworen. Nun ist ein neues Video aufgetaucht, das ein eigenartiges Licht auf die pflegliche Art und Weise wirft, wie Bundesrat Alain Berset von Ringier behandelt wird.

Nachdem die Weltwoche die Affäre Berset hatte platzen lassen, wurde die Erpressungsgeschichte auch beim Ringier-Verlag zum Thema. Anlässlich eines Video-Gesprächs unter Ringier-Journalisten im Herbst 2021 stellte Pascal Tischhauser, stellvertretender Politchef der Blick-Gruppe, dem CEO Marc Walder folgende Frage: Erst als Hannes Britschgi im «Sonntalk» [es war «Talk täglich» von Tele Züri, Red.] gesagt habe, es gehe um eine «ehemalige Affäre», da habe man bei Ringier das auch schreiben dürfen. «Und sonst durften wir das nicht. Alle andern Journalisten haben es gemacht.»

Da appellierte offensichtlich ein Journalist an die journalistischen Grundregeln, dass sein Verlagshaus auch im Fall von Gesundheitsminister Berset wahrheitsgemäss informieren müsse. Dies war ihm aber gemäss seiner Wahrnehmung im Gegensatz zu allen anderen Journalisten nicht erlaubt. Pascal Tischhauser stellte die Frage an CEO Walder, dessen persönliche Nähe zu Alain Berset den Ringier-Mitarbeitern wohlbekannt ist.

Marc Walder antwortete ausweichend: «Ich kenne den Fall nicht.» Obwohl längst die ganze Schweiz darüber sprach. Auch kenne er niemanden in diesem Land, über den man nicht frei berichten könne. Um dann anzufügen: «Es ist dann eine Frage der Ethik. Ich will jetzt nicht in diese Strasse reingehen bei der Affäre Berset. [Es ist] zum Schluss noch eine Frage der Ethik, was man berichtet und was man nicht berichtet. Aber ich will auch Pascal Tischhauser hier nicht widersprechen, ich will nur einen offenen Dialog führen.»

Offensichtlich wollte Marc Walder seinem Politredaktor Pascal Tischhauser nicht widersprechen bei dessen Aussage, dass die Ringier-Journalisten nicht über eine Affäre Berset berichten durften. Doch welche Ethik meinte nun Marc Walder genau? Die Ethik von Krawall, Sex und Skandalen, dank denen Ringier über Jahrzehnte gutes Geld verdient hat? Oder die Ethik von Alain Berset, eine Ex-Geliebte mittels seines Staatsapparats zum Schweigen zu bringen? Nein, Walder appellierte wohl an die Ethik, jene Mächtigen, Reichen und Schönen nicht zu kritisieren, in deren Glanz er sich so gerne sonnt.

Die 3 Top-Kommentare zu "Ein Blick-Journalist beschwerte sich, dass nur die anderen Journalisten über die Erpressungsaffäre Berset berichten durften. Marc Walder appellierte an die «Ethik»"
  • Jutta

    Die Frage der Ethik! Ein amtierender Bundesrat, welcher mit Hilfe eines Basler Psychiaters versucht, eine seiner ehemaligen „ Geliebten“ ( nun wohl eher „ Unliebsame“ oder „Nicht Gefügige“) für psychisch krank zu erklären, beweist aus meiner Sicht, dass er über höchst kriminelle Energie verfügt. Da tauchen ganz andere Fragen auf als die der Ethik!

  • Wenn es um die Raiffeisen Affäre mit Vincenz geht spielt in der detaillierten Bericht erstattung die Ethik keine Rolle. Doch bei Herr Berset lässt Ringier keine Offenlegung zu! Es ist ein Schelm der böses denkt!

  • Fredi Stutz

    Eine Frage der Ethik? Dafür gibt es andere Wörter wie z. B. Verschleiern, verwirren und belügen. Ethik ist gerade das Gegenteil was Ringier meint, solche Medien gehören definitiv in den Müll.