Der jüngste Vorschlag aus Deutschland für mehr Gerechtigkeit klingt wie aus einem Märchen. Alle jungen Menschen erhalten vom Staat ein Grunderbe, das ihnen den Start ins Erwachsenenleben erleichtern soll. Damit würde die ungleiche Vermögensverteilung etwas fairer, meint Stefan Bach, der sich am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf Sozial- und Steuerpolitik spezialisiert hat.

Der Ökonom hatte bereits vor drei Jahren getwittert, dass ein «Grunderbe für alle» die Chancengleichheit zwischen Arm und Reich erhöhen würde. Jetzt präsentiert er seine Strategie für «Generationen-Gerechtigkeit» in einer wissenschaftlichen Studie des DIW, das als eines der führenden in Deutschland gilt. Es würde nicht verwundern, wenn die im Elfenbeinturm ausgebrütete Idee von Politikern aufgegriffen wird.

Die Realisierung des Märchens wäre aus mehreren Gründen nicht ganz billig. Um das Grunderbe in Höhe von 20.000 Euro für die 750.000 jungen Erwachsenen zu finanzieren, wären 15 Milliarden Euro pro Jahr nötig. Kein Problem, sagt Bach und schlägt vor, die Erbschaftssteuer zu erhöhen. Womit das Vermögen der Bürger ein zweites Mal besteuert würde.

Bachs Idee ist aus einem weiteren Grund ein Schreckgespenst. Die Auszahlung des Geldes wäre an bestimmte Auflagen gebunden, sagt er in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Capital. Bach erwähnt dabei ein breites Spektrum, das von der Finanzierung der Ausbildung über den Kauf einer Immobilie und der Gründung eines Unternehmens bis hin zur Pflege von Angehörigen reicht.

Ob das der Jugend viel bringt, sei mal offengelassen. Nicht auszudenken aber, welche Bürokratie zusätzlich aufgebaut werden müsste, weil der Staat die Verwendung der 20.000 Euro in jedem Einzelfall zu überwachen hätte. Und die Beamten den Missbrauch des «Chancenkontos» (Bach) trotzdem nicht verhindern könnten.