Der zweite Booster bringt einen eher bescheidenen Zusatznutzen beim Schutz vor dem Omikron-Virus. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie aus Israel. Das Resultat ist auch für die Schweiz relevant: Das Bundesamt für Gesundheit hat die Kantone aufgerufen, sich auf eine weitere Impfkampagne im Herbst vorzubereiten.

Doch jetzt stellt sich die Frage: Ist ein zweiter Booster empfehlenswert?

Deutschlands Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist skeptisch: Die Daten aus Israel «sprechen eher gegen eine vierte Impfung für alle», kommentierte er auf Twitter. Denn die Effektivität der vierten Dosis wird von den Forschern mit lediglich 11 Prozent (Moderna) respektive mit 30 Prozent (Biontech) angegeben, wenn man sie mit den Dreifachgeimpften vergleicht.

Die Auffrischungsimpfung brachte die Antikörperspiegel nach der dritten Dosis wieder auf den gleichen Höchststand, war aber nicht wirksam, um leichte oder asymptomatische Omikron-Infektionen zu verhindern. Durchbruchsinfektionen waren häufig.

Die Forscher kamen deshalb zu dem Schluss, dass ihre Ergebnisse die Dringlichkeit einer «Impfstoffentwicklung der nächsten Generation» nahelegen. Sie empfehlen eine zweite Zusatzimpfung derzeit vor allem für ältere Personen und Risikogruppen.

Die Resultate sind noch nicht endgültig: Erstens wurde die Studie bisher nicht von Dritten kritisch begutachtet, und zweitens waren ausschliesslich Angestellte des Sheba-Hospitals an der Untersuchung beteiligt, dem grössten Spital Israels.

Vor häufigen Auffrischungsimpfungen haben Experten bereits im Januar gewarnt: Sie könnten die Immunreaktionen beeinträchtigen. Wiederholtes Boostern im Rhythmus von vier Monaten könnte die Immunreaktion schwächen und die Menschen ermüden, so die European Medicines Agency (EMA). Booster «können einmal oder vielleicht zweimal durchgeführt werden, aber wir denken nicht, dass sie ständig wiederholt werden sollten,» meinte EMA-Stratege Marco Cavaleri.