Der Alkoholkonsum gehört zugegebenermassen nicht zu den elementaren Menschenrechten. Doch ein Gläschen in Ehren sollte man nicht verwehren. Schon gar nicht während der Pandemie.

Das dachte sich wohl auch ein Zürcher IV-Rentner an einem Dezembernachmittag im Aussenquartier Altstetten. In seinem Wohnheim gönnte er sich zwei Halbliter-Büchsen Bier. Danach fuhr er mit seinem Elektro-Rollstuhl zum 600 Meter entfernten Lindenplatz, kaufte zwei weitere Dosen und gönnte sich diese unter freiem Himmel.

Vermutlich hätte die Geschichte keine weitere Wendung genommen, hätte nicht ein technischer Defekt den (stehenden) Rollstuhl in Brand gesetzt. So rückte die Polizei an und liess den Rentner ins ominöse Röhrchen blasen. Resultat: 1 Promille! Weil sich nun auch der örtliche Christbaum-Verkäufer einmischte und den Bierkonsum bestätigte, sass der bedauernswerte Rollstuhlfahrer in der Falle.

Das Verdikt des Stadtrichteramts: 500 Franken Busse «wegen fahrlässigen Fahrens eines Leichtmotorrads in fahrunfähigem Zustand». Mit den Schreibgebühren (430 Franken) belief sich die Strafe auf fast 1000 Franken.

Weil der Mann diese Busse nicht zahlen konnte, zog er das Urteil weiter. Trotz widersprüchlichen Aussagen des Rentners liess der Richter Milde walten, stufte den Rollstuhl (im juristischen Sinn) als Fahrrad (und nicht als Motorrad) ein und senkte die Busse auf 200 Franken.

Ein Happy End war dies aber nicht. Weil der Rekurs abgewiesen wurde, gehen die Gerichtskosten von 1350 Franken zu Lasten des Verurteilten.

Die Moral der Geschichte? Rechtsprechung hat nicht immer etwas mit Gerechtigkeit zu tun.

Und: Traue keinem Christbaum-Verkäufer.

Die 3 Top-Kommentare zu "Einen Rollstuhl-Fahrer kommen vier Biere teuer zu stehen: über 1500 Franken! Aber der eigentliche Übeltäter ist ein Christbaum-Verkäufer"
  • p_lang

    Fortschrittliche Justiz: Einheimische werden erbarmungslos abgestraft, Migranten und Asylanten mit Samthandschuhen angefasst.

  • Benedikt Ramseier

    Eine typische Seldwyla-Geschichte! Gottfried Keller hätte sicher Freude daran. Im Ernst: Hier hat der Amtsschimmel sehr kräftig gewiehert. Ohne das Verhalten des E-Rollstuhlfahrers zu entschuldigen frage ich mich als Teilnehmer des motorisierten Verkehrs, warum die „Freunde und Helfer“ nicht vermehrt bei Verkehrsampeln stehen und die Rowdies auf 2 Rädern herauspicken, welche das Rotlicht missachten???

  • urs_gygli

    Via secura. Wie die Corona-Hysterie, aber auf der Strasse.