Während Brüssel von Bern politische und wirtschaftliche Konzessionen verlangt, bevor die Schweiz am wichtigsten Forschungsprogramm der EU mitmachen darf, knüpft sie bei zahlreichen anderen Staaten die Partizipation an keine politischen Bedingungen. So wurde soeben Israel in das fast 100 Milliarden Euro schwere Vorhaben Horizon Europe aufgenommen. Anders als Schweizer Forscher können sich deren israelische Kollegen auch künftig zu den gleichen Bedingungen wie jedes andere EU-Mitglied am Programm beteiligen. Dieselben Konditionen gelten für Wissenschafter aus Ländern wie der Türkei, Georgien, Armenien, Moldawien, der Ukraine sowie Island und Norwegen, mit denen Brüssel bereits entsprechende Abkommen unterzeichnet hat.

Die Schweiz aber wird bestraft. Als Eintrittsgeld ins Forschungsuniversum der Union müsste sie nicht nur den Erweiterungsbeitrag bezahlen, sondern auch ein «ernstzunehmendes Engagement» bei Themen an den Tag legen, die für die Europäische Union wichtig sind.

Allerdings schadet die EU ihrem Forschungsprogramm, wenn sie die Schweiz ausschliesst, zumal derzeit auch die Teilnahme Grossbritanniens fraglich ist. Denn damit fallen zwei Länder weg, die – zusammen mit Israel – zu den erfolgreichsten Innovationshubs gehören. Ohne die auch im internationalen Vergleich hochkarätigen Institute wie ETH, EPFL oder Biozentrum verzichtet das EU-Programm auf Top-Forscher, was am Erfolg von Horizon Europe nagen wird.