Die Forderung, dass neue Verträge mit der EU das Ständemehr benötigen sollen, ist für SP-Politiker Paul Rechsteiner «alarmierend». Ausgerechnet der ehemalige St. Galler Ständerat schreibt in seiner WOZ-Kolumne «Standpunkt von Paul Rechsteiner»: «Eine solche Aufwertung der konservativen Kantone wäre ein stiller Putsch im Herzen des Bundesstaats.»

Der 72-Jährige plädiert damit für das «fakultative Referendum», wo das Volksmehr genügte. Zugleich warnt er vor den Bestrebungen, internationale Verträge mit der EU dem Ständemehr zu unterstellen, dies würde die Macht konservativer Kantone stärken. Er hebt hervor, das Ständemehr stelle eine Verzerrung demokratischer Prinzipien dar. Sein Argument: In der Schweizer Demokratie gilt das Prinzip «Eine Person – eine Stimme».

Das Ständemehr, bei dem die Stimme eines einzelnen Kantons unterschiedlich gewichtet wird, widerspreche diesem Prinzip. Die Stimme eines Urners wiegt in diesem Fall zum Beispiel 41-mal mehr als die eines Zürchers. «Das Ständemehr führt dazu, dass eine Minderheit über die Mehrheit entscheidet», schreibt Rechsteiner. «Das aber ist das Gegenteil des demokratischen Prinzips.» Er untermauert dies damit, da es heutzutage möglich sei, eine Vorlage mittels Ständemehr mit nur 17,5 Prozent der Stimmen zu Fall zu bringen.