«Berufspolitikerin». So würde sich SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer wohl nie nennen. Und doch scheint sie in ihrem Leben (beruflich) noch nichts anderes gemacht zu haben, als in Parlamentssälen und Konferenzzimmern zu sitzen – und die Nationalrats-Entschädigung und Sitzungsgelder abzuholen.

In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung offenbart sie, dass sie eigentlich am liebsten Architektin geworden wäre, weil sie den Menschen «Geborgenheit und ein Zuhause geben könnte», dass sie aber bereits als Gymnasiastin politisch aktiv gewesen sei – und sich deshalb für die Politik entschieden habe: «Ich wusste, dass Architektur ein intensives Studium sein würde.»

In der Schule sei sie eine Streberin gewesen – gewissenhaft und fleissig. Gleichwohl glaubt sei, dass «ihre Schulgspänli sie gemocht haben». Ihr Beleg dafür: «Erst kürzlich hat mir ein ehemaliger Schulkollege meine alten Geschichtsbücher zurückgegeben, mit denen er damals auf die Maturaprüfung gelernt hat.» Überhaupt tönen Meyers Antworten so weichgespült und durchredigiert, dass sie schon fast aus dem Parteiprogramm stammen könnten. Auf die Frage, welche Werte sie ihren Kinder vermitteln möchte, sagt die SP-Chefin: «Ehrlichkeit. Und dass man auf Mitmenschen Rücksicht nimmt und versucht, sich in ihre Situation zu versetzen.»

Einen wirklich grossen Fehler scheint sie bisher nicht gemacht zu haben: «Ich habe Geschichte studiert und Geografie im Nebenfach sowie im Masterstudium. Damals entschied ich mich für den Weg des geringsten Widerstands, ich konzentrierte mich auf dieselben Themen, um die ich mich auch in der Politik kümmerte. Könnte ich noch einmal anfangen, würde ich direkt Geografie studieren.»

Meyer scheint sich in einer Dunstglocke der Melancholie und des Selbstzweifels zu bewegen – selbst ihre Zeit im Parlament hinterfragt sie: «Drei Wochen Session sind nicht gerade familienfreundlich. Da kommt es vor, dass meine Kinder zu mir sagen: ‹Jetzt warst du aber viel in Bern.› Wenn dann auch noch ein Parlamentarier zu mir kommt und meint: ‹Sind Sie schon wieder hier?›, nagt das an mir.»

Wer sich das gesamte Interview zu Gemüte führen möchte, kann dies in der heutigen NZZ tun. Wer sich dies erspart, dem muss hier das Kurzfazit genügen: Das Leben als SP-Präsidentin ist mehr Bürde als Würde – und liegt wie eine zentnerschwere Last auf Meyers Schultern.

Und für etwas hat es in ihrem Dasein definitiv keinen Platz: Lebensfreude und Leichtigkeit.