Man glaubt es kaum, aber unser «Nachrichtendienst», der eigentlich unsere Rechte und Freiheiten schützen sollte, hielt sich jahrelang einen Claqueur. In über 10.000 Leserbriefen liess dieser das VBS und dessen Chefin hochleben.

Gemäss einer geheimen Vereinbarung erhielt der Mann für seine Dienste 60.000 Franken.

Doch: Was der Staat gibt, kann er auch nehmen. Und das nimmt er irgendwann auch. Der Vertrag mit dem Mann wurde aufgelöst, und dieser nutzte seine wiedergewonnene Freiheit umgehend zur politischen Neuausrichtung:

Die bis dahin hochgelobte Departementsvorsteherin wurde mit einem Schlag zum Objekt der Kritik.

Dass eine Schweizer Amtsstelle, wie einst Cäsaren und Potentaten, einen «Hofdichter» mit politischem Auftrag finanziert, ist ein Skandal. Dass es die oberste Chefin nicht gewusst hat, macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil.

Natürlich wurden dem Mann seine Leserbriefe nicht von SND diktiert. Formell war er frei und unabhängig. Doch er wurde bezahlt und kannte die Interessen des Zahlenden. Er wusste, was von ihm erwartet wurde. Und er lieferte.

Erst nach der Vertragsauflösung war der Mann wieder richtig frei. Und seit er von seiner Freiheit Gebrauch macht, mögen sie ihn beim VBS nicht mehr. Freiheit ist nicht gratis zu haben.

Wer sich wie der Tages-Anzeiger über den Fall dieses fleissigen Leserbriefschreibers empört, kann nicht ernsthaft wollen, dass ganze Konzerne diesem Beispiel folgen.