Es war im Grunde überfällig. Eine Partei besinnt sich auf ihre Wurzeln und ihre Traditionen.

Am Samstag veröffentlichten 200 deutsche Sozialdemokraten und Gewerkschaftler, darunter altgediente Genossen wie Günter Verheugen und Wolfgang Thierse, einen Aufruf an Bundeskanzler Scholz. Darin erinnern die Unterzeichner daran, dass die Entspannungspolitik keineswegs überholt ist, und fordern Scholz dazu auf, sich für baldige Verhandlungen und einen Waffenstillstand einzusetzen.

Verfasst wurde der Aufruf «Frieden schaffen!» unter anderem von dem Historiker Peter Brandt, Sohn des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt. Dessen Erbe des Ausgleichs und des Wandels durch Annäherung sehen die Unterzeichner nicht ohne Grund in Gefahr.

Frieden, so die Verfasser, könne «nur auf der Grundlage des Völkerrechts und auch nur mit Russland geschaffen werden».

Die Reaktionen waren erwartbar: Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur gab etwa der Ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejew, zu Protokoll: «Dieser Friedensappell ist kein Aprilscherz. Das ist ein purer Zynismus gegenüber den zahlreichen Opfern der russischen Aggression.»

Es ist das alte Lied.

Die Menschheit kennt es seit Jahrtausenden. Ein Krieg darf nicht aufhören, weil er bisher so viele Opfer gekostet hat. Die Opfer von morgen werden gerechtfertigt mit den Opfern von gestern. Aber auch die Opfer von morgen werden spätestens übermorgen Opfer von gestern sein. Und so nimmt das Schlachten kein Ende.

Es ist dieser Zirkel des Wahnsinns, der jeden Tag wieder und wieder junge Männer in den Tod treibt. Aufgabe verantwortungsvoller Politik ist es, dieser verqueren Logik Einhalt zu gebieten.

Makejew hat recht: Die Opfer, die die Ukraine in diesem ihr aufgezwungenen Krieg bringen musste, sind dramatisch. Aber gerade deshalb muss das Töten ein Ende haben. So schnell wie möglich.

Die 3 Top-Kommentare zu "«Frieden schaffen!»: Altgediente Genossen rufen Bundeskanzler Scholz zu Verhandlungen und Waffenstillstand auf. Die Reaktionen sind ebenso erwartbar wie kurzsichtig"
  • Käsesemmel

    Die NATO hat durch ihre brutale und rücksichtslose Ostausdehnung diesen Krieg überhaupt erst möglich gemacht. Russland hat nach den vom Westen betrügerisch instrumentalisierten Minsk 1 und 2 sogar noch im Dezember 2021 einen Verhandlungsausgleich gesucht. Die NATO war aber zu keinem Zugeständnis an Russlands Sicherheitsbedürfnisse bereit.

  • wolf boese

    Die Toten von gestern sind die Opfer des Bürgerkrieges, den die Kiewer Putschisten von Obamas Gnaden seit 2014 gegen die russischsprachigen Teile der ukrainischen Bevölkerung führen.

  • lisa8050

    Etwa damit Selensky mit den ergaunerten Milliarden in Frieden leben kann ??? Sie haben Den Tunnelblick