Zu Weihnachten mal eine moralische Frage: Muss man sich für Schadenfreude schämen? Aber urteilen Sie selbst.
Mary Gay Scanlon ist US-Kongressabgeordnete. Mit 62 sollte sie zwar dem Alter jugendlicher Naivität entwachsen sein. Dennoch glaubt sie an das Gute im Menschen, solange der nicht Polizist ist.
Entsprechend fielen ihre Gesetzesvorschläge aus. Der Polizei will sie die Mittel kürzen, weil sie brutal gegen Schwarze vorgeht.
Bei einem Verbrechen, so Vorschlag Nummer zwei, soll sie gar nicht mehr ausrücken. Stattdessen sollten Psychiater an den Tatort eilen.
Einfühlende Gespräche mit dem Schläger, Schützen, Räuber oder Mörder statt feindseliger Konfrontation.
Die Vorschläge fanden viel Zustimmung bei Scanlons demokratischen Parteifreunden, wurden aber nicht angenommen.
Schade, denn dann hätte sie sich von ihrer Wirksamkeit überzeugen können: Kürzlich wurde sie selbst von Bewaffneten überfallen. Sie raubten Auto, Geld und Wertsachen.
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Fairerweise sei bemerkt, dass mehr Polizei Mrs. Scanlon in dieser Situation auch nicht geholfen hätte. Es gehört zu den unausrottbaren Irrtümern, dass Polizisten Straftaten verhindern. Die Polizei existiert, um die Politik einer Körperschaft durchzusetzen und Geschäftsfälle für das Justizsystem zu erzeugen.
Wie konnte das passieren? Philadelphia hat doch ein so strenges Waffenrecht. :)
Ausserdem stellt sich grundsätzlich die Frage, ob man sich gegen kriminelle Übergriffe wehren soll? Darf man einem Einbrecher in den Rücken schiessen, wenn der zuvor den Nachbarn niedergestochen hat? Wer einer Anklage wegen übertriebener Notwehr aus dem Wege gehen will, versteckt sich und wartet bis die Polizei einen Rapport erstellt. Wer so handelt sollte sich nicht wundern, dass er später wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt wird, falls der Dieb auf der Flucht weitere Personen umbringt.