Die Integration der Credit Suisse in die UBS wird wohl mehrere Jahre dauern.

Der zurücktretende Ralph Hamers ist zwar mit 57 Jahren jünger als Sergio Ermotti im Alter von 62. Aber trotz seiner langjährigen Erfahrung im internationalen Bankwesen kann er in seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit als CEO der UBS (seit 1. September 2020) den einheimischen Markt wohl nicht derart profund kennen wie Ermotti, der immerhin von 2011 bis 2020 in der Konzernleitung, zuletzt als CEO, für die UBS tätig war.

Vor diesem Karrieresprung amtete er bei anderen global tätigen Banken, bei der Citibank, bei Merrill Lynch und bei Unicredito. Er kennt somit auch den US- und den EU-Markt sehr gründlich.

Auch Hamers arbeitete während 29 Jahren bei der in vierzig Ländern international präsenten ING-Bank, und er hat den erfolgreichen Wandel dieses ehemaligen Versicherungskonzerns mitgetragen. Er bringt somit Erfahrungen mit, denn 1991 hat er bereits eine grosse Integration, die Einverleibung der NMB Postbank Groep in die damalige Versicherung Nationale Nederlanden, miterlebt.

Vielleicht ist er sich deshalb noch stärker bewusst, was es heisst, den Koloss Credit Suisse in Windeseile zu integrieren.

Ermotti wiederum hat seit 2020 auch im Versicherungsgeschäft als VR-Präsident der Swiss Re Fuss gefasst, und bekanntlich beschäftigen sich Versicherungen noch intensiver mit Risikofragen als Banken.

Gerade die Verbesserung der Risikoanalysen und -bewältigung ist derzeit eine der dringlichsten Herausforderungen der UBS, denn auch im soeben publizierten Jahresbericht 2022 der Finma werden bei der UBS diesbezüglich noch Mängel festgestellt.

Für unsere Volkswirtschaft und das indirekte staatliche Engagement ist es prioritär, dass die Mega-UBS ihre Risiken auf ein tragbares Ausmass zurückfährt, auch wenn dadurch in einer ersten Phase wohl nochmals Kosten für die Liquidation einiger riskanter Aktivitäten entstehen werden.

Wie immer bei Neubesetzungen von Chefposten werden gerne Vorschusslorbeeren verteilt. Das war sogar bei der Credit Suisse der Fall. Aber ob dieser Schritt tatsächlich die erhoffte Stabilisierung des Schweizer Finanzsektors bringen wird, muss sich erst noch weisen. In jedem Falle dürfte die Schweizer Bevölkerung darauf eher positiv reagieren.

Ich habe vor Jahren in den USA ein Praktikum absolviert. Damals habe ich mich auch mit den Grundsätzen dieses Finanzinstituts, bis heute eines der erfolgreichsten weltweit, befasst. Einer dieser Leitsätze lautete: «Unser Vermögen besteht aus Mitarbeitern, Kapital und Reputation. Einmal verloren, ist Letztere am schwierigsten wieder zurückzugewinnen.»

Der Fall Credit Suisse bestätigt diese Lebensweisheit für Banker, und deshalb erscheint die Wahl von Sergio Ermotti an die Spitze der UBS schon fast als ein Glücksfall.

Die 3 Top-Kommentare zu "Glücksfall für die Spitze: Warum Sergio Ermotti der richtige CEO für die Mega-UBS ist"
  • Schlitzohr

    Alles richtig, nur die Aasgeier befinden sich schon lange in der Tiefstart Position. Ich zweifle keine Sekunde an Herr Ermotti. Für meinen Geschmack sitzen aber im VR zu viele Nichtschweizer. Abgesehen davon ist die Politik fremdgesteuert und sehr tief in den ganzen Fall verstrickt. Herr Ermoti und der UBS wünsche ich auf jeden Fall viel Glück und Erfolg, vor allem im Kampf gegen herumkreisende Aasgeier aus USA.

  • Irene

    Herr Ermotti ist der einzige Lichtblick in diesem Schmierentheater. Es ist ein Trauerspiel, wie die CS, ein Flaggschiff der Schweiz, untergegangen ist. Diese höfische Unterwürfigkeit den Amis und Engländer gegenüber zeigt einmal mehr, unter welch schwacher politischer Führung der schliddernde Kurs der Schweiz bestimmt wird. Es ist höchste Zeit, dass die Stuben inBern ausgemistet werden.

  • Eliza Chr.

    Endlich haben sie es gecheckt: Ein Schweizer gehört an die Spitze von Schweizer Banken. Viel Erfolg✊🏻! Es muss keiner aus dem Ausland sein, der nur seine Koffer füllt und eine Bank oder Firma in den Ruin führt. Schaut man Novartis an, früher eine CH-Pharma, heute ist ein Inder an der Spitze. Nach Schwan bei Roche (vom Daig) kommt wieder ein Oesterreicher, denn man holt seinesgleichen und keinen Schweizer, genau wie an den Unis. Wir blöden Schweizer verschenken UNSER Wissen, Know-how + Image!