Im Skigebiet Obersaxen Mundaun stehen sie noch da – die Tafeln, die uns während rund zweier Jahre an unsere pandemischen Bürgerpflichten erinnert haben. Zutritt zu den Sesselbahnen wird nur mit Zertifikat gewährt. Das Tragen der Masken ist oberstes Gebot.

Doch seit vergangener Woche haben die Botschaften keine Gültigkeit mehr. Der Bundesrat erklärte die Pandemie ebenso konsequent für beendet, wie er in den 24 Monaten davor den Teufel an die Wand gemalt, die Öffentlichkeit quasi in Geiselhaft genommen und immer wieder das Gleiche verkündet hatte: Nur die Impfung führt uns aus dem Dilemma heraus.

Nun aber ist per Knopfdruck alles vergessen, vergeben und vorbei.

Im Speisesaal drängen sich die Menschen in Clanstärke an den Tischen, am kalten Buffet herrscht die heisse Schlacht wie einst im Mai, und die Masken werden nur noch von den letzten tapferen Corona-Mohikanern getragen.

Das fühlt sich alles grossartig an. Wir haben unser Leben zurück. Und trotzdem beschleicht einen mit dem Blick zurück ein mulmiges Gefühl – und Fragen drängen sich ins Bewusstsein: War in den letzten zwei Jahren wirklich alles so schlimm, wie es uns Bundesrat Berset und seine Getreuen im Halbtagesrhythmus um die Ohren geschlagen haben? War Corona die grösste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg?

Oder war vielleicht vor allem das Krisenmanagement überfordert und leicht hysterisch?