Der französische Staatspräsident Macron ist stolz darauf, dass er die Kandidatur von der Leyens «mit viel Nachdruck» verteidigt und erfolgreich durchgesetzt habe. Zugleich erinnert er maliziös daran, dass die ehemalige deutsche Verteidigungsministerin mit einem Hang zur Zerstörung belastender Dokumente und SMS „nicht die erste deutsche Wahl“ gewesen sei.

Teile und herrsche! Das uralte Prinzip funktioniert noch immer perfekt.

Wenn es um die Durchsetzung nationaler Interessen geht, kann niemand den Franzosen das Wasser reichen. Die Deutschen sind sogar stolz darauf, dass sie keine mehr haben.

Vor einigen Tagen trat Frau von der Leyen wieder einmal mit einer «guten Nachricht für Frankreich» an die Öffentlichkeit.

In der ihr eigenen Oberlehrermanier verkündete sie im Pluralis Majestatis: «Wir sind der Auffassung, dass Frankreich einen wesentlichen Schritt unternommen hat, um eine bedeutende Zahlung aus unserem Wiederaufbauplan Next Generation EU zu erhalten. Denn Frankreich hat schnelle Fortschritte bei der Umsetzung des nationalen Wiederaufbauplans vorgelegt. Sobald die Mitgliedstaaten ihre Zustimmung gegeben haben, werden wir daher 7,4 Mrd. Euro zugunsten von Frankreich ausbezahlen.»

Es folgen einige Lobpreisungen auf Macrons Leistungen, die von seinem Hofdichter stammen könnten, und dann werden weitere 40 Mrd. Euro versprochen.

Dass die Mitgliedstaaten ihre Zustimmung geben werden, steht ausser Frage. Noch nie wählten Wölfe, die mit dem Schaf über das Essen abstimmten, das Vegi-Menü.

Die Regeln der Höflichkeit verlangen zwar, dass sie Frau von der Leyen bei Macron für dessen Einsatz bedankt. Dass sie allerdings Milliarden von Steuergeld einsetzt, um ihn in seinem Wahlkampf direkt zu unterstützen, ist ungeheuerlich. Aber es passt. Zu ihr und zur EU.