In der nationalrätlichen Schein-Debatte um Neutralität und Einsitznahme im Uno-Sicherheitsrat argumentierte Bundespräsident Ignazio Cassis, intellektuell reichlich armselig, mit dem französischen Sprichwort «Les absents ont toujours tort» – man müsse dabei sein, um mitzureden.

Damit implizierte er auch, dass richtig sei, was immer die Anwesenden beschliessen. Eine Behauptung, die selbst einer oberflächlichen Betrachtung nicht standhält. Es geht immer um Macht, und jene Staaten, die ihre Interessen sogar mit Atomwaffen durchsetzen können, verfügen über ein Vetorecht.

Mag dieses Dabeiseinwollen auch nach olympischem Geist riechen, es ist vielmehr Ausdruck der Gesinnung von Funktionären mit der Gesinnung von Prokuristen. Staatsmänner wollen nicht mitreden dürfen. Sie wollen entscheiden und Verantwortung übernehmen. Julius Cäsar sagte noch trotzig und selbstbewusst: «Malo in hoc vico primus esse quam Romae secundus»: Er wolle lieber im Dorf Erster sein als in Rom bloss Zweiter.

Die Schweiz ist ein kleines Land mit einer Fläche von 41.285 km². Dafür – und nicht für den Rest der Welt – sind Herr Cassis uns seine Kollegen verantwortlich. Unsere Bundesverfassung postuliert als Staatszweck unter anderem die «Förderung der allgemeinen Wohlfahrt», doch erstmals in der Geschichte werden künftige Generationen weniger haben als die derzeit regierende.

Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten jedes Problem mit Geld zugeschüttet und haben dazu Schulden angehäuft. Es droht eine Inflation, die uns alle ärmer macht. Unsere Energieversorgung ist nicht gesichert, und unser höchster Militär musste eben eingestehen, dass die Armee nicht kriegstauglich ist.

Angesichts der konkreten Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, kann man die Flucht des Bundesrats nach vorne zwar verstehen. Doch das Heil liegt nicht im Ausland. Noch nie hat ein gesunder Apfel einen kranken angesteckt.