Der frühere Waadtländer Gesundheitsdirektor Pierre-Yves Maillard (SP), inzwischen Nationalrat und Präsident des Gewerkschaftsbundes, hat als einer der wenigen Linken von Anfang an die Corona-Politik des Bundesrates und der Kantone kritisch hinterfragt.

Die Weltwoche hat in den vergangenen Monaten mehrmals darüber berichtet.

Jetzt hat der Waadtländer Politiker in einem Interview mit der NZZ seine Sicht der Dinge ein weiteres Mal auf den Punkt gebracht. Es ist fast schon eine Kapuzinerpredigt an die Adresse seines Parteikollegen, Gesundheitsminister Alain Berset, sowie an Bundesrat und Kantone.

Erstens: Für Maillard war die Schliessung der Schulen, Sportklubs und der Kulturangebote ein Fehler. Darunter hätten die Jungen gelitten. Gesundheit sei viel mehr als bloss Schutz vor einem Virus.

Zweitens: Der Bundesrat liess seiner Meinung nach Kantone und Spitäler bei der Spital-Frage zu lange selber herumwursteln. In Krisen wie dieser müsse der Bund intervenieren und die Kantone verpflichten, sich zu koordinieren und gemeinsam vorzubereiten.

Drittens: Maillard kritisiert auch die ständige Suche nach Sündenböcken. Zuerst habe man die Alten an den Pranger gestellt, wenn sie einkaufen gingen. Dann waren es die Jungen, die feierten. Später waren es die Ferienrückkehrer aus dem Balkan. Heute sind es die Ungeimpften. Die Politik und die Medien sollten sich um politische Reformen kümmern und nicht so stark um das persönliche Verhalten der Leute.

Alles verstanden, Herr Bundesrat Berset?