Die Prozessiererei um den mittlerweile 26-jährigen ehemaligen Zögling «Carlos» erinnert an das populäre «Leiterlispiel» – ein paar Felder vorwärts, ein paar zurück.

Nur dass im Fall «Carlos» ein Ziel mit zunehmender Dauer immer weiter in die Ferne rückt.

Erinnern wir uns: Es begann vor nunmehr zehn Jahren, als «Carlos» in Zürich Schwamendingen aus völlig nichtigem Anlass einen Gleichaltrigen von hinten niederstach und lebensgefährlich verletzte. Weil wir Jugendliche nicht einfach wegsperren, versuchte man es mit allen erdenklichen Therapien.

Als der Fall «Carlos» 2013 publik wurde, reagierte die Zürcher Justizdirektion panisch. Sie sperrte den knapp 18-Jährigen ein. Zu Unrecht, wie das Bundesgericht nach mehrmonatiger Bedenkzeit feststellte.

Dieses Unrecht nutzt «Carlos» seither als Rechtfertigung für einen irren Kreuzzug gegen Justiz und Strafvollzug. Inzwischen tritt er mit seinem richtigen Namen Brian Keller auf. Und er hat sogar schon eine kleine Fangemeinde aus der linken Szene um sich geschart.

Doch der Mann ist und bleibt gemeingefährlich. Unmotiviert hat er auch als Erwachsener immer wieder Menschen angegriffen und (zum Teil schwer) verletzt. Menschen, die ihm nichts zuleide getan haben. Deshalb verurteilte ihn das Zürcher Obergericht im Juni zu sechs Jahren und vier Monaten Gefängnis.

Doch jetzt schickt das Bundesgericht den Fall zurück nach Zürich. Man habe die Vorgeschichte und die Rechtfertigungen von «Carlos» zu wenig berücksichtigt.

Brian Keller und seine Fans feiern das Urteil als Erfolg. Tatsächlich hat das Bundesgericht dem gewalttätigen Querulanten aber keinen Gefallen getan. Es ermutigt ihn vielmehr, seinen nicht zuletzt auch selbstzerstörerischen Kriegszug weiterzuführen.

Die 3 Top-Kommentare zu "Justiz in der Endlosschlaufe: Das Bundesgericht gibt Brian Keller alias «Carlos» ein wenig Recht. Es tut dem gewalttätigen Querulanten damit keinen Gefallen"
  • Andreas M

    Nach dem Komplett-Versagen unser Kuschel-Justiz gibt es vielleicht noch diese einzige Lösung: der Herr ist sicher Doppel-Bürger (als Ausländer hätte er längst ausgeschafft werden müssen), also wenn er freiwillig CH verlässt in sein anderes Bürgerland (oder wohin auch immer) und nie mehr zurück kommt, kann er gehen.. er erspart sich und uns Steuerzahler eine lebenslange Gefängnis-Sozialindustrie-Karriere

  • wir schaffen das

    Wo sind die vielen Linggen Künstlerund Gutmenschen jetzt ? Nehmt doch Carlos bzw.Braien bei euch auf und kommt für ALL seine Kosten auf ! Immer auf Staatskosten Leben gibts nicht mehr ! Der Kerl hat die Schweiz schon X Millionen gekostet !!!

  • redaktion

    Da Sie mich persönlich ansprechen: Ich habe damals mit "Carlos" selber (als erster und einziger Journalist) ein langes Interview geführt/publiziert, damit wir auch seine Sicht kennen; und ich habe seine illegale Verhaftung in mehreren Artikeln kritisiert (womit ich mir selber viel Kritik einhandelte). Es war auch nicht die SVP, die gegen "Carlos" mobilisierte. Verantwortlich war in erster Linie Justizdirektor Martin Graf, und dieser gehört der Grünen Partei an. Alex Baur, Redaktor Weltwoche