Die Anzahl der Sitze im Nationalrat wird nicht nach der Anzahl der Stimmberechtigten oder der Schweizer Bevölkerung ermittelt, sondern die gesamte Einwohnerzahl inklusive Ausländer ist massgebend. Dies führt dazu, dass einige Kantone mehr Mandate zugeschanzt bekommen, als ihnen aufgrund der Stimmkraft oder der Schweizer Bevölkerung eigentlich zuständen.

Die Sitze sind alle vier Jahre neu auf die Kantone zu verteilen, und zwar aufgrund der Ergebnisse der Registerzählung des ersten auf die letzten Gesamterneuerungswahlen des Nationalrates folgenden Kalenderjahres. Massgebend ist die «ständige Wohnbevölkerung».

Vor rund einem Jahr, am 1. September 2021, hat der Bundesrat nach der Ermittlung der definitiven Zahlen der ständigen Wohnbevölkerung von Ende 2020 die Verordnung über die Sitzverteilung bei der Gesamterneuerungswahl des Nationalrates am 22. Oktober 2023 verabschiedet.

Aufgrund der kantonalen Bevölkerungszahlen kommt es zu einer Sitzverschiebung. 2023 erhält der Kanton Zürich einen zusätzlichen Sitz. Dieser geht auf Kosten des Kantons Basel-Stadt. Dass die einen Kantone aufgrund des unterschiedlichen Bevölkerungswachstums mehr oder weniger Sitze ergattern, ist nicht das eigentliche Problem der Sitzverteilung.

Die Problematik der Sitzverteilung besteht darin, dass sie aufgrund der ständigen Wohnbevölkerung und nicht der ständigen schweizerischen Wohnbevölkerung oder der Anzahl Stimmberechtigten ermittelt wird.

Der grosse Profiteur von Zusatzmandaten dank der ausländischen Wohnbevölkerung sind die Kantone Genf und Waadt, die drei beziehungsweise zwei zusätzliche Nationalratsmandate zugesprochen erhalten. Auch Zürich bekommt dadurch ein Zusatzmandat. Verlierer sind die Kantone Bern, Freiburg, Solothurn und Luzern. Bern hätte aufgrund der ständigen Schweizer Bevölkerung drei Mandate mehr zugute, die übrigen Kantone je eines.

Die Berechnung aufgrund der Stimmberechtigten zeigt praktisch das gleiche Bild. Ausnahmen: der Kanton Waadt würde dann auf zwei Mandate weniger Anspruch haben, während der Kanton Solothurn auf der aktuellen Mandatszahl sitzen bliebe.

Dass die Anzahl der ausländischen Einwohner die Anzahl der Mandate pro Kanton mitbestimmt, ist ein Unsinn, der eigentlich korrigiert werden müsste. Aber Rot-Grün wird sich wohl dagegen wehren, weil ihre Parteien am meisten davon profitieren, denn in den ausländerreichen Kantonen Genf, Waadt und Zürich sind die rot-grünen Wähler stark vertreten.

Die 3 Top-Kommentare zu "Kantone mit hohem Ausländeranteil werden mit Nationalrats-Sitzen belohnt. Wer profitiert, welche Kantone sind die Verlierer?"
  • JOhannes

    Gut, dass die Weltwoche dieses Thema aufgreift. Die Berechnung der Sitzverteilung ist so unlogisch, dass es schon fast weh tut. Das muss man sofort korrigieren.

  • k.schnyder

    Bei einem Ausländeranteil von um die 25% ist diese Sitzberechnung unbedingt zu korrigieren.

  • gonzo der grosse

    Gut Kanton Aargau ist bald Little Balkan da kommen auch die meisten Poser und Raser her.