Beim Gold versagen die traditionellen Bewertungsmethoden.

Gold wirft keine laufenden Erträge ab, die man zur Ermittlung des Barwertes abzinsen könnte. Deshalb sind Preisprognosen für Gold praktisch unmöglich.

Dies mussten auch die SNB-Gewaltigen erfahren, die zwischen 2000 und 2005 1300 Tonnen unseres SNB-Goldes für 21,5 Milliarden Franken (ca. Fr. 15.604 Franken pro Kilo) verkauften. Hätten sie dies nicht getan, wären diese Bestände heute 67,5 Milliarden (Kilopreis 51.912 Franken) wert.

Oft steigt der Goldpreis, wenn es in der Welt kriselt. Aber dies ist kein Naturgesetz.

Gold ist ein Metall, das primär in US-Dollar gehandelt wird. Steigende US-Dollar-Zinsen verteuern Goldkäufe auf Termin oder Kredit.

Einige Anleger ziehen deshalb dem ertragslosen Gold wieder US-Staatsanleihen vor, die mit 3,5 Prozent das höchste Renditeniveau seit fast zehn Jahren erreicht haben.

Kommt dazu, dass sich viele Anleger an den Dauerkrieg in der Ukraine gewöhnt haben und die Gefahr einer Eskalation geistig verdrängen. Deshalb kann es auch in Krisenzeiten zu unerwarteten Preiskorrekturen (seit August 2022 −18 Prozent) statt Preissteigerungen kommen.

Angebot und Nachfrage spielen zwar auch bei Edelmetallen eine gewisse Rolle, aber die jährlich aus Minen geförderten rund 3600 Tonnen Gold stellen nur einen Bruchteil des Angebotes dar.

Seit Beginn der statistischen Erfassung wurden rund 187.000 Tonnen Gold gefördert. Ein bedeutender Teil davon ist immer noch in Form von Barren und Münzen oder Schmuck in allen Formen vorhanden.

Warum investieren dennoch so viele Anleger in Gold?

Gold kann man nicht wie Papiergeld mit der Notenpresse künstlich vermehren, auch wenn es Alchemisten im Mittelalter und später immer wieder versucht haben. Gold gilt als notenbankunabhängige Valuta, denn es weist alle Eigenschaften auf, die eine seriöse Währung ausmachen.

Gold wird deshalb überall auf der Welt zumindest als Ersatzzahlungsmittel akzeptiert. Gold ist ein transportierbarerer Realwert und eignet sich zur Wertaufbewahrung zu Hause im Safe.

In Extremsituationen eignet sich Gold durchaus als Sicherheitspolster. Es müssen nicht nur die täglich handelbaren Goldbarren und Münzen sein.

Mir ist in jüngster Zeit aufgefallen, dass der von Auktionshäusern angebotene Altschmuck und Silberwaren oft nur geringe Aufpreise zu den Barrenpreisen von Gold und Silber aufweisen. Das handwerkliche Können der Gold- und Silberschmiede gibt’s praktisch zum Nulltarif.

Die 3 Top-Kommentare zu "Krisen treiben den Goldpreis in die Höhe – normalerweise. Denn dieses Mal ist alles anders. Warum?"
  • Frances

    Weshalb hat die Nationalbank mit den riesigen Gewinnen der letzten Jahre nicht die Goldreserven wieder aufgestockt, statt in serbelnde Staatsanleihen der EU zu investieren?

  • gonzo der grosse

    Genauso ist es. Der Staat und gewisse Eliten wollen auch nicht, dass die Bürger sich auf's Gold stürzen, wenn oder bevor alles zusammenbricht. Nicht umsonst hat es mal ein Goldverbot gegeben. Ich bin fester Ueberzeugung, dass alles in einer Hyperinflation endet und ich mir dann mit 100g Gold eine Hütte kaufen kann.

  • flip

    Vielleicht so: Mit Gold wird man nicht schnell reich - aber weniger schnell arm. Und Gold nicht zu sehr in $, CHF etc. bemessen, sondern in Gramm.