Es ist eine Szene, wie sie sich auf Schulhöfen täglich ereignet. Eine Gruppe steht zusammen und unterhält sich nett. Einer geht weg – und der Rest zerreisst sich über den Abwesenden das Maul.

So wirkt diese kurze Aufnahme aus dem Bundestag vom Mittwoch kurz vor der Debatte nach der Regierungserklärung. Nur dass die Beteiligten eben keine Kinder sind, sondern deutsche Spitzenpolitiker aus Regierung und Opposition.

Da der Ton fehlt, kann man nur mutmassen, was hier ausgetauscht wurde. Mimik und Körpersprache sind allerdings eindeutig.

SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz, sein Ex-Finanzminister Christian Lindner (FDP) und CDU-Oppositionsführer Friedrich unterhalten sich, flankiert von ein paar anderen, zunächst scheinbar ganz harmonisch.

Als Scholz weiterzieht, verändert sich die Gruppendynamik. Lindner lacht ungläubig, schüttelt den Kopf und zeigt dabei mit der Hand auf die Stelle, an der Scholz kurz zuvor noch stand. Merz, ebenfalls sichtlich erleichtert, legt ihm vertraulich die Hand auf den Arm und spricht dann auf ihn ein. Keine Frage: Es geht um Scholz.

Seit die Ampel am Ende ist, diskutieren Medien mögliche neue Allianzen in der deutschen Politik. Finden sich SPD und CDU zu einer neuen Regierung? Welche Rolle spielt die FDP noch, die um den Wiedereinzug in den Bundestag kämpfen muss?

Vielleicht sind kurze Szenen wie diese hier vielsagender als umfassende politische Analysen. Der Bundeskanzler als Mobbingopfer.