Ich habe stets Ihre fürsorgliche Haltung gegenüber den Mitarbeitern geschätzt und gelobt. Auch in schwierigen Fällen haben Sie menschliche Lösungen gefunden, sprich: die schmutzige Wäsche nie ausser Haus gebracht. Selbst wichtige Persönlichkeiten des Verlags haben Sie geschützt, wenn diese für Skandale verantwortlich waren. Bettgeschichten zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiterinnen, bevorzugte Behandlung von Untergebenen, alles blieb in der Ringier-Familie.

Wie konnten Sie nur zulassen, dass in Ihrem Haus eine Kultur der Denunziation, der Vorverurteilung und der öffentlichen Exekution einziehen konnte? Wie können Sie zuschauen, wie wichtigste Exponenten des Hauses, die sich für den Erfolg von Ringier beide Beine ausgerissen haben, den Hatern der sozialen Medien und der Schadenfreude der Konkurrenz ausgesetzt und obendrein beruflich ruiniert werden? Dies aufgrund von zweifelhaften Beschwerden, die noch nicht kontradiktorisch abgeklärt sind.

Wie kommt es, dass ein Verlag, der sich eine Direktorin für Diversity zugelegt hat, den prominentesten Journalisten des Hauses per Communiqué der Gerüchteküche ausliefert! Gilt Diversity nur für Frauen? Wie kommt es, dass Sie den Mann, der Ihnen dank seinem unternehmerischen Geschick zig Millionen ins Haus schaufelt, wegen eines Informations-Leaks beim Bund öffentlich degradieren, gegenüber allen Geschäftspartnern demütigen? Wie kommt es, dass Ihr Haus die umstrittene Beschwerde einer Dame zum Anlass nimmt, um einen Chefredaktor, der dem Haus zwanzig Jahre erfolgreich gedient hat, einfach rauszuschmeissen?

Ist dieses neue Regime, das die Fürsorgepflicht für Mitarbeiter mit Füssen tritt und Vorverurteilung und öffentliche Exekution zur neuen Kultur macht, in Ihrem Sinn?

Ich kann es nicht glauben. Oder mal offen gefragt: Sind Sie überhaupt noch in charge?

Die 3 Top-Kommentare zu "Lieber Michael Ringier, wie konnten Sie nur zulassen, dass in Ihrem Haus eine Kultur der Denunziation, der Vorverurteilung und der öffentlichen Exekution einziehen konnte?"
  • Alpensturm

    Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Was Blick mit seinen Lesern macht, würde ich als "Brainrape" bezeichnen. Was intern abgeht, ist wahrscheinlich auch nicht schön, ist aber völlig egal. Je schneller die Zeitung in sich zusammenbricht, desto besser für alle. Meine Meinung.

  • Trish

    Ob der noch "in charge" also verantwortlich ist, weiss ich nicht. Was ich weiss ist, dass die im Text gemeinten Figuren (Dorer, De Schepper usw. Cavelty fehlt noch!) sich ja auch keinen Deut darum gekümmert haben, ob sie mit Ihrer in einem öffentlichen Medium transportierten Meinung den Menschen geschadet haben! Siehe Corona oder der Krieg in der Ukraine! Es ist nicht mehr als recht, dass dieselben Kräfte, die sie für ihre falschen Spielchen genutzt haben, jetzt gegen sie selber zurückschlagen!

  • Seekatze

    Denunziation und Vorverurteilung wurde ja gerade über die Zeitung Blick über Menschen geschüttet, die in der Pandemie selbst gedacht und recherchiert haben. Ewige Hetze, unhaltbare Thesen und Lügen ohnegleichen. Ich weine diesen Redaktoren keine Träne nach.