Die Schweiz ist in den letzten Jahren zusehends von Importen aus China abhängig geworden.

Wenn in China Corona-bedingt Fabriken stillstehen und in den Häfen Containerschiffe Schlange stehen, wirken sich Unterbrüche der Lieferketten deshalb auch in der Schweiz aus.

Viele Roh- und Zwischenprodukte, angefangen von Wirkstoffen für die Pharmaindustrie bis zu Stahl und Aluminium, stammen aus China. Ohne Solarpaneele und Batterien für E-Mobile kommt sogar die Energiewende ins Stocken.

2021 erreichte der Aussenhandel mit China einen neuen Höchststand. China ist hinter den USA, Deutschland und Italien zum viertwichtigsten Handelspartner aufgestiegen. Aber die Aussenhandelszahlen zeigen nur die halbe Wahrheit.

Viele Produkte aus China gelangen indirekt in die Schweiz, über Zwischenhändler in der EU oder Hongkong, oft handelt es sich auch um Importe, die als Fertig- oder Zwischenprodukte in die Schweiz geliefert werden.

Die Abhängigkeit von China ist somit weit grösser, als viele denken. China hat sich nicht nur viele Rohstoffvorkommen weltweit gesichert, sondern auch die zur Verarbeitung notwendigen Raffinerien et cetera aufgebaut.

Deshalb ist es für die Schweizer Importeure von Rohstoffen nicht einfach, andere Bezugsquellen zu finden. Lieferengpässe und hohe Frachtraten haben zudem zu massiven Preissteigerungen geführt, wie der Anstieg der Schweizer Importpreise um 11,3 Prozent im April zeigt.

Aber auch im Export ist China ein wichtiger Kunde. Vor allem Maschinen, Uhren Medikamente, Riechstoffe, Chemikalien und Kunststoffe gehen nach China, weshalb diese Exporteure wohl auch von den Corona-Lockdowns betroffen werden.

Wie stark der wirtschaftliche Austausch mit China ist, zeigte sich in den vergangenen zwei Jahren im Fremdenverkehr. Vor der Corona-Pandemie, im Jahre 2019, zählte man 1,8 Millionen Übernachtungen von chinesischen Touristen, vorab in Zürich, Luzern, im Berner Oberland und in Zermatt. 2022 fehlen diese weitgehend.

 

Finanzexperte Hans Kaufmann war Chef-Ökonom der Bank Julius Bär und bis 2018 im Bankrat der Zürcher Kantonalbank.

Die 3 Top-Kommentare zu "Lockdown in grossen Städten, Ukraine-Krise: Chinas Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu. Die Folgen sind bereits jetzt in der Schweiz zu spüren"
  • hallerhans
    28.Mai 2022 um 10:46 Uhr
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    Es geht los, rette sich wer kann, den letzten beissen die Hunde. - Oder so ähnlich denke ich nun mal. - Und all das wäre doch sicherlich vermeidbar gewesen, zumindest mit vernünftigen Leuten in der Politik, die wir da leider nicht mehr haben.

  • luke.tam
    28.Mai 2022 um 09:50 Uhr
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    3

    "Ohne Solarpaneele und Batterien für E-Mobile kommt sogar die Energiewende ins Stocken." Dann hätte das Desaster wenigstens einen positiven Effekt!

  • h.leibundgut
    28.Mai 2022 um 11:07 Uhr
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    Ein Anschluss an das Fernwärmewerk dauert infolge Lieferenpass beim Material 8 bis 12 Monate. Auch bei der bestellten PV wird der Lieferzeitpunkt von mindestens 12 Monaten prognostiziert.