Gestern war ein guter Tag, ein grosser Tag. Ein Freudentag.

Nur ein Feiertag war er nicht.

Schade, denn der 9. November 1989 war der beste Tag der deutschen Geschichte. Nie zuvor herrschte derart ungetrübte Freude im Volk. Bilder jenes Tages rühren noch immer zu Tränen.

Doch auch dieses Jahr verstrich der 9. November sang- und klanglos. Was ihn kaum unterschied vom 3. Oktober. Wohl kein anderes Land begeht seinen Nationalfeiertag so lustlos wie Deutschland.

Für die Ostdeutschen war der 3. Oktober 1990 kein Feiertag. Denn es gab keine Wiedervereinigung, sondern einen Beitritt der DDR zur Bundesrepublik.

Man könnte auch sagen: den Anschluss der Verlierer des Kalten Krieges an den Siegerstaat.

Das war der Geburtsfehler des vereinten Deutschland. An ihm krankt die Nation bis heute.

Am 9. November 1989 triumphierte das Volk. Am 3. Oktober 1990 vollzog die Staatsbürokratie einen Rechtsakt.

Kein Wunder, dass da niemandem zum Feiern zumute ist.

Ausser dem Staat und seinen Repräsentanten.