Nach viereinhalb Jahren als Fraktionschef der FDP hat Beat Walti genug. Der Zürcher Nationalrat nimmt den Hut.

Der stets freundlich, höflich und korrekt auftretende Politiker erinnert immer etwas an die 70er und 80er Jahre.

Damals, als die FDP mit der Wirtschaftselite und Grosskonzernen verbandelt war und die Schweiz nach Belieben dominierte.

Der in der noblen Zürcher Vorortsgemeinde Zollikon lebende 53-Jährige ist wahrscheinlich der letzte typische Vertreter des Zürcher Wirtschaftsfreisinns.

Der zweifache Vater ist Anwalt in einer Kanzlei im Seefeld, hat zahlreiche Mandate. Diese waren aber immer eine Nummer kleiner als jene seiner Vorgänger, beispielsweise die des in diesem Jahr verstorbenen ehemaligen Nationalrats und Fraktionspräsidenten Ulrich Bremi. Dieser sass im Verwaltungsrat der Credit Suisse und amtete als Präsident der Swiss Re.

Dem Zeitgeist gehorchend, ist Walti in der Armee auch nur Oberleutnant, Bremi war Oberstleutnant. Es war im Übrigen jener Bremi, der Walti förderte und ihn für höhere Weihen in der FDP auserkoren hatte.

Mit dem Abgang stellt sich der Freisinn total neu auf. Nach Parteipräsidentin Petra Gössi, Generalsekretär Samuel Lanz und Kommunikationschefin Fanny Noghero ist Walti bereits der vierte Kadermann der Gruppierung, der in den letzten Monaten seinen Rücktritt bekannt gibt.

Mit dem frei gewordenen Job des Leaders der Bundeshaus-Parlamentarier kann der neue Präsident Thierry Burkart eine weitere Schlüsselposition nach seinem Gusto besetzen.

Mögliche Kandidaten gibt es einige: beispielsweise die perfekt zweisprachige Waadtländer Jacqueline de Quattro, Susanne Vincenz-Stauffacher aus St. Gallen oder die Zürcherin Regine Sauter.

Klar ist: Auf den neuen Fraktionschef wartet eine Herkules-Aufgabe. Er muss eine Gruppe zusammenhalten, deren politische Ansichten weit auseinandergehen.

Gleichzeitig hat er oder sie dafür zu sorgen, dass die FDP im Bundeshaus nicht noch weiter zwischen den Polen aufgerieben wird.