Krankenversicherungen kassieren gern Prämien und zahlen ungern Leistungen. Deshalb prüfen sie Anträge ausführlich und lehnen sie auch mal ab. Das ist rund um den Globus so.

Brian Thompson, 50, CEO des privaten US-Krankenversicherers United Healthcare, hatte diese Philosophie vermutlich auch. Es ist aber nicht bekannt, dass er dabei ruchloser vorging als die Chefs anderer Unternehmen.

Als Thompson vor wenigen Tagen auf offener Strasse erschossen wurde, war das Entsetzen nicht bei allen gross. Im Gegenteil: In aller Offenheit jubelten Menschen in den sozialen Medien über die Tat, die einer Hinrichtung glich. Denn der Versicherungschef stand für sie stellvertretend für ein ungerechtes Gesundheitssystem.

Abseits davon, dass man ganz grundsätzlich den gewaltsamen Tod eines Menschen nie feiern kann, egal, wer es war, ist das Lob für den Täter in diesem Fall besonders bizarr.

Der 26-jährige Luigi Mangione, der den Abzug drückte, wollte mit dem Mord kein politisches Symbol setzen. Er soll nach Medienberichten an Rückenschmerzen gelitten haben, und vielleicht hat er in diesem Zusammenhang schlechte Erfahrungen mit United Healthcare gemacht. Der Mord war ein Egotrip.

Mangione ist Sprössling einer reichen Familie. Er besuchte eine Privatschule und war in jeder Beziehung privilegiert. Er leistete sich aus abgesicherter Position heraus eine linke Gesinnung und sympathisierte öffentlich mit dem «Unabomber», der die USA jahrelang mit Anschlägen terrorisiert hatte.

Ganz anders sein Opfer. Brian Thompson war Sohn einer Farmerfamilie in der Provinz, Schüler an einer öffentlichen Schule, Student an einer staatlichen Universität. Er hat sich aus eigener Kraft hochgearbeitet zur Führungsposition.

Der Mord war kein Schlag gegen soziale Ungerechtigkeit, wie das jetzt viele darstellen. Es war ein kaltblütiger Mord eines verwöhnten jungen Manns, der sich einen Platz in den Geschichtsbüchern sichern wollte.