Für Mann sind die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr immer ein Highlight. Er darf dann im Engadiner Refugium einkaufen. Und fragt sich manchmal bei dieser Tätigkeit: Was nützen Bekenntnisse, wenn die Realität anders ist?

Als Migros-Kunde habe ich eine Cumulus-Karte. So weiss der orange Riese alles über mich; als Gegenleistung bekomme ich dafür Trösterlis aka Punkte. Und Post. In der letzten hiess es, ich bekäme die Cumulus-Abrechnung und den Kassenbon fortan digital. Damit spare das Unternehmen 240 Tonnen Papier.

Das leuchtet ein. Der Engadiner Wald muss wegen Cumulus nicht abgeholzt werden, damit man mir Papier nach Hause schickt.

Mit der gleichen Post noch ein Zettel: «Wie nachhaltig ist ihr Einkauf, Herr Grenacher?» Die Antwort, fettgedruckt: 16,8 Prozent – ich liege damit über dem Schweizer Durchschnitt von 15,1 Prozent.

Das freute mich, und ich wollte weiter nachhaltig einkaufen.

Ich brauchte einen Gas-Anzünder, der alte hatte nach geschätzten zehn Jahren den Geist aufgegeben und mochte nicht mehr zünden. Ich suchte also nach einem Gas-Anzünder – und fand vorerst nichts. Auf Nachfrage führte mich die nette Verkäuferin zum Regal: «Hier sind sie. Aber beachten Sie: Die können nicht mehr nachgefüllt werden.»

Aha. So geht also Nachhaltigkeit: Man verkauft nur noch einmal gefüllte Gas-Anzünder. Einmal leer ist Abfall. Halb so schlimm, denkt wohl Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen.

Dafür steht ja noch der Engadiner Wald.

Die 3 Top-Kommentare zu "Nachhaltigkeit à la Migros: Auf dem Papier grossartig, im Regal eher nicht"
  • hape

    Ich bin mit der Mär aufgewachsen: "Kauf im Migros, der ist günstig und gut". Und ich mag viele der Eigenmarken. Und da gabs noch Dinge wie "Kaffeee Zaun" statt "Kaffee Hag" und "Eimalzin" statt "Ovomaltine". Doch da hat Dutti der Grosse (mit seinem Fiat Topolino) noch gelebt. Die Realität heute ist eine ganz andere. Migros ist ein profitgeiles Unternehmen geworden, das vor nichts zurückschreckt. Und mit Denner auch das Alkoholverbot untergräbt. Nachhaltig und kundenfreundlich? Das war einmal...

  • Steuerzahler

    Auf Kassenbons verzichten - für den Umweltschutz? Jede Woche verteilt MIGROS über eine Million rund 100-Seiten starke Kundenzeitschrift. Welche Bäume werden denn da geschont? Verhältnisblödsinn pur! Aber es macht sich halt gut, über BIO, Nachhaltigkeit und dergleichen zu reden und zu schreiben.

  • p_lang

    Heuchelei steht hoch im Kurs in linksgrünen Zeiten wie diesen.