In einem schönen Artikel hat die Sonntagszeitung den pragmatischen Umgang der Thurgauer mit dem Besitzer von Schloss Weinfelden beschrieben. Dieser hiess August Baron von Finck und ist in den letzten Tagen im hohen Alter von 91 Jahren verstorben.
In Deutschland, woher die Familie derer von Finck stammt, lagen die Kommentare auf diesen Tod vielfach unter der Gürtellinie. Das sei endlich mal eine gute Nachricht, las man auf Online-Portalen. Ein anderer Zeitgenosse hoffte, von Finck werde in der Hölle vom Teufel persönlich erwartet.
Ursache solcher Verwünschungen sind die Nazi-Verstrickungen des Vaters des Verstorbenen. Wenn manche Deutsche jetzt den am Kriegsende vierzehnjährigen Sohn noch übers Grab hinaus verfluchen, nennen die Psychologen dies «Projektion» und «Verdrängung»: Man legt alles Böse in eine bestimmte Person und muss sich dann nicht damit befassen, ob wohl die eigenen Vorfahren nicht auch Heil geschrien oder noch Schlimmeres getan haben.
Ganz anders die Thurgauer: Sie schätzten den freundlichen Mitbürger, den guten Steuerzahler, den hilfsbereiten Mäzen. Denn sie wissen, dass es ihnen allen dank dem Multimilliardär und Unternehmer besser ging. Man habe August von Fincks Verbundenheit mit dem Kanton geschätzt, meint die SVP-Regierungspräsidentin. Und der Präsident der örtlichen Sozialdemokraten hat den Weinfelder Schlossherrn «gar nicht wahrgenommen, ausser wenn er etwas gespendet hat». Im Thurgau ist sogar die SP vernünftig.
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Viele Deutsche sind einfach zerfressen von Neid und Missgunst!
Ungeachtet der Nationalität, die Niederträchtigkeit vieler Leute ist erschreckend. Die Dummheit, die Gedankenlosigkeit weiter Kreise ist beschämend. Allerdings habe ich nach dem Ableben von M. Thatcher gelesen, ein SP Nationalrat aus dem Aargau, hätte aus Freude über diese Ereignis sich einen Freudendrunk genehmigt. Jeder kann sich seine eigenen Gedanken machen.
Projektion+Verdrängungen, dass ist doch dieses Ding, welches seit Jahren immer mehr der neue Stoff als lebensfüllenden Inhalt zelebriert wird? Brot und Spiele, beschwichtigen das Volk. Die muss man adäquat zu ihrem Stellenwert beschäftigen+ nutzbar halten. Sichtbar wird das überall dort, wo die dunklen Mediengestalten mit strahlendweissem Lächeln das Glück des Lebens aus der Diversifikation für die Gesellschaften der ganzen Welt verkünden, zwischen Faust und Mephisto. Ablenkung ist alles!
Ein aussergewöhnlich gut geschriebener Artikel, wie etwa die Passage über das Geschrei der "Vorfahren" exemplarisch zeigt: Bravo!
Der von einigen als geschätzter Bürger Wahrgenommene, hat etwa mit Mövenpick gezeigt, wie man ein einst aufgebautes Nationalmonument (ähnlich der Swissair durch andere) sauber, aber bis auf die Knochen abnagt und - mit ein paar gespendeten Brosamen - sich als liebenswürdig in die Analen einträgt.
Wär doch interessant zu erfahren, wer (falls) jenseits wartet. Nicht?
freier buerger, was haben die ach so honorigen, zumeist bürgerlichen, Verwaltungsräte mit der Swissair gemacht? Die Prominenz der Schweizer Wirtschaft hat jährlich Tantiemen bezogen und an der GV gegessen und getrunken und gemütlich dösend zugesehen wie mit der Hunter Strategie marode Luftfahrtgesellschaften aufgekauft wurden und die Swissair in den Konkurs getrieben wurde. Bei dem Milliardenschaden gab es keinen Schuldigen, niemand war verantwortlich.
Tatsächlich ist bei August von Finck ein wirklicher Lebensmittelpunkt nicht feststellbar. Wie auch andere „Steueroptimierer“ hatte er viele Optionen und sein Steuersitz blieb bis zuletzt ungewiss. Die Weinfelder waren pragmatisch und realistisch. Sie profitierten nicht über Gebühr.