Hausbesitzer machen nicht mehr mit. Aus dem Umstieg auf klimafreundliche Heizungssysteme ist ein Marsch zurück geworden. Ausgerechnet Ölheizungen boomen. Dies lässt sich aus den jüngsten Nachrichten, die von den Heizungsbauern kommen, ablesen.

Die dramatischste Meldung: Ausgerechnet der Topmittelständler, Familienunternehmer und Heizungsbauer Viessmann meldet Kurzarbeit an. Bei den Viessmann-Werken im hessischen Allendorf, die seit ihrem spektakulären Verkauf Anfang letzten Jahres zum US-Carrier-Konzern gehören, muss seit Juli ein Teil der 4000 Mitarbeiter kurzarbeiten.

Viessmann selbst ist seit dem Verkauf mit 7 Prozent am US-Unternehmen beteiligt. Beide Seiten hatten sich von dem Deal mehr versprochen, als sich jetzt in den ersten anderthalb Jahren abzeichnet.

Neben Viessmann haben auch andere Branchengrössen wie Vaillant und Stiebel Eltron bereits Kurzarbeit anmelden müssen. Vor anderthalb Jahren hatten alle noch auf den gegenteiligen Trend gesetzt und investiert oder eben, wie das Familienunternehmen Viessmann, den Bereich teuer verkauft. Bei Viessmann kam Carrier Global mit dem Argument zum Zug, dass die Amerikaner viel Erfahrung in der Produktion hoher Stückzahlen hätten und man genau das jetzt brauche.

Doch dann kam es anders. Max Viessmann sagt dazu: «Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten. Eine Technologie, die nachweislich effizienter ist und Vorteile hat, wurde kaputt geredet. Was an Mythen verbreitet wurde, an Polarisierung und Populismus stattgefunden hat, hat mich fassungslos gemacht.»

Viessmanns Fassungslosigkeit beruht auf diesen Zahlen: Die einzige Heizungsform, die ein Plus beim Absatz hingelegt hat, sind die emissionsfreudigen Ölheizungen. Ausgerechnet jetzt stieg ihre Absatzmenge um 55.000 Stück im ersten Halbjahr (+14 Prozent). Von der politisch gepriesenen elektrischen Wärmepumpe wurden im ersten Halbjahr nur noch 90.000 Geräte abgesetzt, ein dramatischer Rückgang um 54 Prozent. Dabei hält die Bundesregierung einen Absatz von 500.000 Geräten pro Jahr für nötig, um die selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Bei einem Bürgergespräch hatte Habeck jüngst selbst eingeräumt, dass er mit seinen Massnahmen zum Heizgesetz über das Ziel hinausgeschossen sei. «Ich bin zu weit gegangen», sagte er. «Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, also wie heizen wir in Zukunft, war ja auch ehrlicherweise ein Test, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Klimaschutz – wenn er konkret wird – zu tragen.»

Bei Habecks Test sind jetzt jedoch nicht nur die Heizungsbauer auf der Strecke geblieben. Auch die Kunden setzen auf das Konservativste, was es gibt: Öl.

Es ist eben so: Die Gesetze der Marktwirtschaft schlagen jene Gesetze, die sich Wirtschaftsminister Robert Habeck ausgedacht hat, um Längen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis von Öl ist im Vergleich zum schwankenden Geschäft mit Wind und Sonne, klar im Vorteil. Und für Fünfjahrespläne gibt es in einer noch immer frei denkenden Gesellschaft wie in Deutschland zum Glück keinen Platz.