Die Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft gegen den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz hat es in sich. Allein für Cabarets, Stripclubs und Kontaktbars bezahlte der Spitzenbanker 198'467.50 Franken mit der Kreditkarte seiner Firma. Summen wie 6000 oder 4800 Franken belegen, dass Vincenz auch andere eingeladen hat.
Besonders interessant ist eine Ausgabe von 1400 Franken vom 27. September 2012 im Cabaret/Stripclub «King’s Club» in Zürich. Deklariert ist diese Ausgabe ebenso wie viele weitere Summen als «Nachtessen». Nur gabs im «King’s Club» mehr als «Nachtessen». Vielmehr hatten die dort getätigten hohen Zahlungen einen anderen Zweck: Es handelte sich wohl um die Bezahlung von Getränken, vor allem aber um weitere Dienstleistungen, für die der Club bekannt war.
Weil die Club-Betreiber wissen, dass manche ihrer Kunden übers Geschäft abrechnen, versehen sie die Rechnungen gerne mit dem Label «Gastro». Warum allerdings der Raiffeisen-Verwaltungsratspräsident Johannes Rüegg-Stürm dreimal hintereinander exakt 3000 Franken für den Nacktclub «King’s Club» als «Nachtessen» durchwinkte, bleibt ein Geheimnis dieses St. Galler Professors für Public Governance.
Die 1400 Franken im «King’s Club» vom 27. September 2012 wurden von Pierin Vincenz mit der Erläuterung «Ringier/Goodnews» deklariert. Da muss die Frage interessieren, wer sich vom Ringier-Management solchermassen einladen liess. Tatsächlich war damals die Good News Productions AG fast zur Hälfte im Besitz des Verlagshauses Ringier. Auch gewährte die von Pierin Vincenz geführte Genossenschaft Raiffeisen der Firma Ringier einen Kredit von 47 Millionen Franken zum Erwerb der Firma Ticketcorner AG.
Die Journalisten und die Öffentlichkeit warten mit Spannung, ob beim bevorstehenden Vincenz-Prozess auch weitere Namen auftauchen, die sich jetzt noch hinter den ebenso stattlichen wie runden Summen verbergen.
Ich will jetzt hier nich weiter ins Detsil gehen, aber so ein "Besuch" kann auch ganz konkret "Kulinarische Aspekte" beinhalten. Vielleicht war das gemeint?
Es bleibt zu hoffen, dass nun in der Schweiz endlich einmal ein Banker zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird. Nur das wirkt abschreckend, auch auf die andern.
Sollten das, was dieser Vorsitzende mit vollen Händen in die Fenster von Zürcher „Nachtessen“-Lokalen geworfen hat, Spesen gewesen sein, d.h. das Geld anderer und nicht Geld aus der eigenen Tasche, das ihm aber andere vorher ins Portemonnaie schoppten, dann ist es höchste Zeit, mal ins Bundeshaus zu schauen, wo es ebenfalls zur exorbitanten Verteilung von Geld kommt, das nicht den Verteilern gehört.