Sie steht mit 52 Jahren im besten Politikeralter und tritt jetzt als Chefin der Regionalregierung in Edinburgh zurück.
«Politik ist brutal», sagt Nicola Sturgeon zur Begründung. Noch brutaler ist jedoch die Einsicht, dass der Ruf ihrer Partei nach Unabhängigkeit viel weniger gehört wird als auch schon.
In den schottischen Randregionen, den Highlands und auf den Inseln, war die Forderung nach Unabhängigkeit ohnehin nie populär. Im Gegensatz zum verstädterten Gürtel zwischen Glasgow und Edinburgh, wo die Unabhängigkeitsromantik vermehrt gepflegt wurde. Aber genau dort plagen die Leute zurzeit andere Sorgen als die diffuse Hoffnung auf einen eigenen Staat in ferner Zukunft: Die Lebensmittel- und Energiepreise steigen dort wie andernorts ebenso wie die Wohn- und die Gesundheitskosten. Da besinnen sich die Schotten gerne auf die grosszügigen Subventionen von Westminster, die ihnen Jahr für Jahr zufliessen.
In der Not ist dem gemeinen Schotten verständlicherweise der Porridge näher als eine ferne Unabhängigkeit. Daran hat auch der Brexit nichts geändert, im Gegenteil: Mit London wissen die Schotten, was sie haben.
Als Bittsteller in Brüssel wissen sie das weniger denn je. Nicola Sturgeon hat recht – so brutal ist die Politik.
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Ganz egal was die 5 Millionen Schotten wollen - einen unabhängigen schottischen Staat werden die 56 Millionen Engländer auf ihrer Insel niemals dulden. Sowenig wie Russland eine NATO-Ukraine oder die USA ein kommunistisches Kanada dulden.
Das besetzte Schottland durch die Engländer hat sich zum Vasall Londons gemacht. Sie haben ihre Sprache verloren, ihre Bräuche, Lieder,Geschichte, Religion und tanzen nach der Pfeife Londons. Die Schotten wurden von den Engländern regelrecht abgeschlachtet.
Schottland, Irland werden nie mehr frei sein. Die Römer haben sie fest im Würgegriff Griff! Die Kelten!
Urspünglich sollte es ein Europa der Vaterländer werden. Regionen, die ihre jeweiligen Besonderheiten hätten leben, ihre Stärken unter einem gemeinsamen Dach hätten einbringen können. Subsidarität ! So war es von deGaulle und Adenauer, aber auch von lokalen Größen wie einem Magnano, Südtirol, hoffnungsvoll angedacht. Darin hätte auch Schottland seine Eigenheiten bewahren können. Welche Vielfalt, welche Entfaltung wäre möglich gewesen. Jetzt kämpft man in der Ukraine. Alles grausam falsch.
Die Frau meines Cousins ist Schottin, lebt in New-Zealand und ist inzwischen wie mein Cousin auch Staatsbürger(in) von New-Zealand. - Von einer Abhängigkeit von Brüssel träumt da keine(r). In dem Falle ziehen die Westminster dem EU-Regime vor. Inzwischen haben die auch bemerkt, dass da von Schottland was erwartet wird und nicht umgekehrt. Da wundert mich dieser Sinneswandel dann gar nicht mehr. / EU ja, aber nur wenn's was gibt, ansonsten hält sich die EU-Begeisterung in sehr engen Grenzen.
Gehen Sie mal nach Schottland, dann sehen und hören Sie was ganz anderes. Die Unabhängigkeitsbewegung hat sehr wenig mit der EU oder Parlamentspolitik zu tun, Sie finden junge wie alte, konservative wie progressive Befürworter und Ablehner. Teilweise finden Sie andere Mehrheiten wenn Sie nur schon das Dorf in den Highlands wechseln. Die Sache liegt also tiefer. Ich kann die Schotten definitiv verstehen. Als Schweizer würde ich mich auch nicht aus München, Wien oder Berlin regieren lassen.
Sturgeon ist, trotz ihrer nationalistischen Ausrichtung, eine Parteigängerin der Woken und Guten. Jetzt hat sie die Realität eingeholt. Aber als Separatistin konnte sie unmöglich die konservative Linie fahren. Vielleicht wäre es andersherum aber auch so gekommen. Der oder die Nachfolger werden es zeigen.