Der Impfstatus trennt im Sport Sieger von Verlierern. Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Peking ist der Fall klar: Nur wer doppelt geimpft ist, kann ohne Quarantäne zum Saisonhöhepunkt anreisen. Deshalb sagt etwa der Schweizer Eishockey-Nationaltrainer Patrick Fischer, der sich selber lange nicht impfen lassen wollte, klipp und klar: «Wir fliegen nur mit geimpften Spielern nach China.»

Ähnlich strikt tönte die Ankündigung vor dem ersten Höhepunkt des Tennis-Jahres – dem Australian Open in Melbourne: «Nur für geimpfte Spieler(innen).» Doch nun machen die Veranstalter ausgerechnet vor dem Branchenprimus Novak Djokovic einen Kniefall. Der 34-jährige Serbe, der bis heute ein Geheimnis um seinen Impfstatus macht, darf mit einer Sonderbewilligung in Australien antreten – in einem Land notabene, in dem faktisch eine Nulltoleranz-Regel gilt und schon bei wenigen positiven Fällen ein Lockdown verhängt wird.

Das wirft die Frage auf, weshalb die Veranstalter dem vermutlich Ungeimpften die Chance auf die Titelverteidigung gewähren. Noch im November hatte Turnierdirektor Craig Tiley gesagt: «Wir würden Novak liebend gern hier sehen, aber er weiss, dass er geimpft sein muss, um zu spielen.»

Die Sportwelt reibt sich verwundert die Augen. Und einer der Geprellten ist Roger Federer. Der rekonvaleszente Schweizer muss tatenlos mitansehen, wie Djokovic möglicherweise zum 21. Grand-Slam-Sieg eilt und den alleinigen Rekord an sich reisst – ungimpft und irgendwie unfair.